Aus dem Café Z in Rudolfsheim-Fünfhaus wurde das Café Caché
Die Gegend rund um den Wiener Meiselmarkt ist nicht gerade als Gastro-Place to be verschrien, doch seit Anfang März verhält es sich hier in Rudolfsheim-Fünfhaus ähnlich wie im vergangenen Herbst mit dem 20. Bezirk: Dort hat, an ebenso ungewöhnlicher Adresse, nur ein paar Schritte vom High-End-Restaurant Mraz und Sohn entfernt, die Rosebar Centrala eröffnet – und ist bis heute beharrlich ausreserviert. Hier in Wien 15 zog nun vor Kurzem das Café Caché, das erste stationäre Wiener Lokal der Köchin Lisa Machian und ihres Gatten Arnaud Champetier, in die Räumlichkeiten des ehemaligen Café Z ein – in Gehweite zum Lokal von Spitzenkoch Sören Herzig.
Machian und Champetier sind in der Szene keine Unbekannten, vergangenen Sommer sorgte ihr Pop-up-Konzept „Caché“ im 2. Bezirk für einige Aufregung, und das ist auch schon das Stichwort, mit dem Champetier einem die verschiedenen Punkte auf der Speisekarte erklärt.
Zum Glück, die beiden haben sich nämlich dazu entschieden, auf die kompliziertestmögliche Menüführung zurückzugreifen. Es läuft folgendermaßen: Laptops sind im Lokal nur von 9.00 bis 11.30 und von 14.30 bis 17.00 Uhr erlaubt, Frühstück gibt’s von 9.00 bis 12.00 Uhr, Mittagsmenüs von 11.30 bis 14.00 Uhr. Saisonale Tagesspecials bis 14.00 Uhr – aber nur zum Teil, manche, zum Beispiel die Galette, nämlich bis 17.00 Uhr. „Nibbles“ gibt’s ab 17.00 Uhr, nicht aber die „Snacks“, diese erst ab 18.00 Uhr, und das wiederum nur von Mittwoch bis Freitag. Die Nibbles dafür die ganze Woche.
Und außerdem gibt’s ab 18.00 Uhr auch Dinner, am Montag und Dienstag sperrt das Café Caché allerdings früher zu.
Das Zeitfenster unserer Reservierung (19.30 Uhr) war insofern günstig, die Snacks (im Bild oben) sind nämlich der Höhepunkt: Eine kleine Buchweizen-Galette wird mit einer Sardine und Crème fraiche getoppt, ein bisschen Dille dazu, wunderbar. Süß-pikant wird es beim Speck-Beignet – frittierter Germteig, auf dem eine Scheibe Speck drapiert wurde, macht definitiv Spaß. Richtig sensationell dann das Oeuf mayo: Das Mayo-Ei wirkt vielleicht wie eine simple Vorspeise, es ist aber eine küchentechnische Herausforderung, eine derart ausbalancierte Mischung zwischen Biss und Cremigkeit zu finden. Machian findet sie, die Lauch-Mayo harmoniert meisterhaft mit Senfkörnern und knusprig frittierten Zwiebeln.
Zur Vorspeise dann ein „Citrus Goats Cheese Salad“: Es gesellen sich Staudensellerie, Radieschen, Birne und Orange zu grünem Salat und Ziegenkäse, für den gehaltvollen Vibe sorgt eine Walnuss-Dukkah- Gewürzmischung. Viel Geschmack durch frische Zutaten, ein bisschen zu wenig Citrus-Vinaigrette vielleicht.
Ein bisschen mehr von allem – vor allem von Geschmack an sich – hätte es dann beim „Chicorée braisée“ (Bild oben) gebraucht, dieser hat zwar durch das Schmoren die Bitterstoffe entzogen bekommen, so richtig durchstarten kann der Salat samt dezent eingesetztem Feigenöl aber nicht, das hintergründige Selleriepüree sorgt immerhin für etwas Pep. Geschmackvoller fällt die beinah rohe, außen mit dem Bunsenbrenner abgeflämmte Lachsforelle (Bild oben) aus – perfekt getroffen, dazu noch Kohlrabi, Sesam und eine säuerliche, cremige Sauce, die aufgrund ihrer Dominanz durchaus in der Karte vermerkt hätte sein dürfen. Ein Schelm, wer „Beurre blanc“ dabei denkt.
Als Dessert gibt’s dann noch eine dünne Meringue (Bild oben) vulgo Windbäckerei. Kaki und etwas, das auf der Karte „Cream“ heißt (und dabei nach Joghurt schmeckt) dazu, fertig. Toll.
Machian und Champetier machen eigentlich fast alles richtig, einzig die Kartenkomplikation könnte man vielleicht noch mal überdenken. Jedenfalls stehen die Chancen gut, dass Rudolfsheim-Fünfhaus durch das Café Caché (und den prominenten Nachbar) zum Gastro-Place to be wird.
Stimmung: Café mit guter Küche
Empfehlung: Snacks erst ab 18 Uhr! Deshalb vorher überlegen, was man hier eigentlich will
Preisverhältnis: Snacks und Nibbles 4 bis 8 Euro, Vorspeisen 9 bis 12 Euro, Hauptspeisen 17 bis 22 Euro