Gerichtsurteil

Autogrill, Oldtimer, Rosenberger: Die Raststationen im Test

Auf dem Weg zum Ziel: Die Raststationen Autogrill, Oldtimer und Rosenberger haben wieder Saison. Eine Testrundfahrt.

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Der Urlaub beginnt mit einem Panino. Wenn man kurz nach Arnoldstein die österreichisch-italienische Grenze passiert, erreicht man bald die erste Filiale der ikonischen italienischen Raststationen-Kette Autogrill. Die Erinnerung kann trügen, aber das war wohl das erste von mir bewusst wahrgenommene Stück Italien: der Biss in das mit San-Daniele-Schinken gefüllte Gebäck – er wird für immer unvergessen bleiben. Gastronomisch steht das Konzept Raststation zwischen den Stühlen sowie in einem Sumpf aus Vorurteilen: Voller Serviceumfang oder nur ein schnelles Weckerl? Im Prinzip alles möglich, in echt aber nichts so wirklich gut. Auch die zeitgemäßen Food-Trends (Veganes, Low Carb) haben die Ausfahrt zur Raststation noch nicht gefunden. Stattdessen regieren unangefochten: Gulasch, Frittiertes, Spaghetti Bolognese. Und dann natürlich noch: der schmerzhafte Punkt Preis-Leistung. Doch stimmen die Vorurteile überhaupt, passt das angestaubte Bild noch zur Realität? Höchste Zeit für einen Lokalaugenschein.

Schön wär’s, wenn man schon dort wäre: Autogrill, Rastplatzkiosk Hinterbrühl, A21

Hier, auf der Wiener Außenring-Autobahn, ist Italien noch ganz schön fern. Doch wenn man seine Fantasie sehr stark anstrengt und das Rundherum vergisst, ziehen doch zumindest leichte Italo-Vibes auf. Das liegt auch am Dolce-Vita-Klischee-Sortiment. Man kann hier, östlich der Bundeshauptstadt, alle möglichen Pasta-Varianten erstehen, bloß für die Panini war leider kein San-Daniele-Schinken mehr übrig. Früher war nicht alles besser, aber anders. Immerhin macht man sich die Mühe und toastet das italienische Gebäck – und zwar, bis es goldbraun und wirklich gut erhitzt ist. Bei der Schinken-Käse-Fülle merkt man, warum sie sich durchgesetzt hat. Sehr solide.

Empfehlung: beim Einkehren besser nicht „Azzurro“ anstimmen
Stimmung: Sehnsucht nach Tarvis
Preisniveau: besserer Schinken-Käse-Toast für 6,80 Euro

Für Trucker-Boys und Lkw-Fahrerinnen: Oldtimer, Guntramsdorf, A2

Mit Italien – wie überhaupt mit Urlaub – hat die Raststationen-Kette Oldtimer nicht viel am Hut. Beim Eintreten in die Filiale in Guntramsdorf wird man trotzdem schnell melancholisch: Die Kulisse macht den Namen zum Programm und nimmt das Thema möglicherweise etwas zu ernst: Man vernimmt hier ein Hohelied auf die motorisierte Fortbewegungsart in ihrer (zugegeben etwas anachronistischen) Schönheit. Auch aufs Service legt Oldtimer Wert: Das Essen kommt zum Tisch. Die Tagliolini mit würziger Fleischsauce sind eher nicht al dente, wurden aber gerade noch rechtzeitig aus dem kochenden Wasser gerettet.

Empfehlung: sich nicht ausschließlich an das Salatbuffet halten
Stimmung: Lebe den Anachronismus: Autofahren ist richtig super!
Preisniveau: Tagliolini Bolognese um fair bepreiste 11,50 Euro

Authentisch ist anders: Rosehill Foodpark, Deutsch-Wagram, S1

Die Kette Rosenberger will sich offenbar modernisieren. Der begleitende Web-Auftritt wirft mit Fachbegriffen wie „Vielfalt“ und „Innovation“ nur so um sich. Vor Ort dann ein etwas anderes Bild: Recht einsam spielt ein Mädchen auf dem trostlosen Spielplatz. Bleibt zu hoffen, dass sich dieser Tag bei ihr nicht so tief ins Gedächtnis einbrennen wird wie bei mir das San-Daniele-Panino. Um fair zu bleiben: Alles ist hier sehr sauber, unkompliziert, und man sieht der Raststation die Bemühungen, sämtlichen Marketing-Nullaussagen gerecht zu werden, durchaus an. Das Rindsgulasch mit Spätzle holt man sich selbst, und: Es kommt zwar völlig ohne Vielfalt und Innovation aus, ist aber voll in Ordnung.

Empfehlung: Mach mal Pause!
Stimmung: Aber nicht zu lange!
Preisniveau: Rindsgulasch mit Spätzle um großzügig kalkulierte 14,90 Euro

Stephan   Graschitz

Stephan Graschitz

ist als Chef vom Dienst bei profil tätig.