#brodnig: BookTok, das beste TikTok
Neulich fiel mir etwas auf: In den vergangenen Monaten habe ich extrem viele Bücher gelesen. Mir scheint, je mehr mir die Pandemie zu schaffen macht und ich die Kontakteinschränkungen belastend finde, desto mehr ziehe ich mich in die ereignisreichen Welten zurück, die Romane bieten. Im Roman (zumindest in jenen, die ich lese) gibt es keine Pandemie. Menschen können weiterhin ins Kaffeehaus gehen, Leute treffen, und natürlich außergewöhnliche Dinge erleben. Ich persönlich bin mittlerweile der Ansicht: In Zeiten der Isolation, die das Coronavirus notwendig macht, ist das gute alte Buch das perfekte Ablenkungsmittel. Denn wenn man tief in ein Buch versunken ist, dann blendet man den Rest der Welt ziemlich aus – dieser Zustand der Weltvergessenheit ist umso positiver in einer belastenden Krisenzeit. Auch die „Wall Street Journal“-Kolumnistin Elizabeth Bernstein hielt neulich fest: Lesen hat einen therapeutischen Wert. „Bücher können uns ablenken und helfen, das eigene gedankliche Geschnatter zu reduzieren.“
Das heißt: Obwohl uns unglaublich viele digitale Ablenkungsmöglichkeiten in der Pandemie zur Verfügung stehen – von Podcasts, über gestreamte Serien und Filme bis hin zu Videospielen -, ist meine Empfehlung mittlerweile, einfach nur ein Buch in die Hand zu nehmen. Weil das in meinen Augen die intensivste Art ist, gedanklich abzuschalten. Gleichzeitig muss ich aber sagen: Das Internet eignet sich herausragend, um das Buch als Medium zu zelebrieren. Zum Beispiel hat die Wochenzeitung „Falter“ auf Facebook einen „Buchclub“ gestartet, bei dem tausende Menschen online Lektüretipps austauschen. Und das Tolle ist: Nicht nur Ältere nutzen sozialen Medien, um über Bücher zu diskutieren. Auf Tiktok gibt es mittlerweile eine eigene Szene namens #BookTok, bei der Jugendliche und junge Erwachsene über Bücher diskutieren, oft auch schrille, lustige oder euphorische Videos über Romane machen, die sie besonders mögen oder besonders peinlich finden. Das ist eine schöne Facette unserer Zeit: Einerseits wird derzeit der Wert eines so alten Mediums wie dem Buch sichtbar – und andererseits können wir flankierend dazu soziale Medien nutzen, um diese Liebe am Lesen mit anderen zu teilen.