#brodnig: Das Netz von gestern

Von Netscape bis MySpace: Eine Geschichte des digitalen Wandels - erzählt anhand einst marktführender Unternehmen.

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Mein erster Rechner Anfang der 1990er-Jahre war ein Commodore Amiga 500, ein hässliches, klobiges Gerät, das aber großartige Spiele wie "Bubble Bobble" pixelig darstellen konnte. Einst war Commodore der erfolgreichste Heimcomputer-Hersteller weltweit, 1994 meldete das Unternehmen Insolvenz an.

Danach wechselte ich auf das Betriebssystem Windows 3.1 und dann auf Windows 95. Aus heutiger Sicht wirkt diese Software vor allem grau und veraltet, aber ich kann mich noch erinnern, wie hochmodern und stylish ich Windows 95 einst fand. Seit 16 Jahren gibt es keinen technischen Support für Windows 95 mehr.

Mein erster Webbrowser war Netscape Navigator: Es dauerte gefühlt eine halbe Ewigkeit, bis der Ladebildschirm verschwand und der Browser startklar war. Noch länger dauerte es, Websites aufzurufen. Der Navigator wurde schließlich von Microsofts Internet Explorer verdrängt - es war jene Zeit, als Marktführer Microsoft mit der Konkurrenz nicht gerade zimperlich umging. 2003 wurde das Unternehmen Netscape aufgelöst.

Technologischer Wandel führt auch zu Melancholie.

Ebenfalls 2003 startete das erste soziale Netzwerk, auf dem ich aktiv war: MySpace. Auf dieser Plattform hatten wir alle einen gemeinsamen Freund: Tom, einer der Gründer (im bürgerlichen Namen heißt er Tom Anderson). MySpace wurde von Rupert Murdochs Medienkonzern News-Corp gekauft. Ein schlechter Deal: Kurz darauf löste Facebook MySpace als Marktführer ab. Zumindest MySpace-Tom profitierte: Er ist heute steinreich und postet online Urlaubsfotos - gut für meinen Kumpel Tom. Wir sehen, wie vergänglich Erfolg im Digitalzeitalter sein kann.

Auch führt technologischer Wandel zu Melancholie: Wenn ich an meine Jugend denke, an das Knarzen der 56k-Modems und die grellen Layouts früherer Websites, fallen mir Geräte und Dienste ein, die es längst nicht mehr gibt. Rest in peace, du wunderbares vergangenes Internet.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

war bis Dezember 2023 Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.