#brodnig: Impfluencer
Es braucht sowohl online als auch offline Personen, die mit Expertise und Glaubwürdigkeit über Impfstoffe und ihre Wirkung aufklären. Ein schönes Wort für solche Menschen ist "Impfluencer".
Als solchen kann man etwa den österreichischen Molekularbiologen Martin Moder bezeichnen, der in einem Video die Funktionsweise der mRNA-Impfung erklärt. Den Beitrag findet man unter https://youtu.be/GBq_l2llyzo. Dieses zehnminütige Video ist so gut, dass es sogar der YouTube-Kanal des deutschen Robert-Koch-Instituts übernommen hat. Doch warum wird Moders exzellentes Video von der deutschen Behörde aufgegriffen, von der heimischen AGES aber nicht?
Hierzulande fokussiert das Bundeskanzleramt eher auf kurze Werbevideos: Da spricht der Rektor der MedUni Wien gerade einmal 43 Sekunden lang über die Corona-Impfung. Warum nicht länger? Statt kurze Werbehäppchen zu verbreiten, könnte man auch tiefergehende Videos erstellen-um beispielsweise auf sozialen Medien Aufklärung zu leisten. Weiterhin rückt sich die Regierung gern selbst ins Bild: Als am 27. Dezember die sympathische Pensionistin Theresia Hofer als erste Österreicherin geimpft wurde, waren auch Bundeskanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober vor Ort und posteten dann auf Facebook Fotos von sich selbst neben Theresia Hofer. Ich verstehe, dass sich Politik inszenieren will und Kurz und Anschober in der Pandemiebekämpfung eine zentrale Rolle spielen. Doch nicht überall war der Impfstart so durchchoreografiert: Als in einem Seniorenheim in Sachsen-Anhalt die erste Deutsche geimpft wurde, war Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht vor Ort und postete auch keine Fotos von sich neben Geimpften.
Bilder sind natürlich wichtig, um die Bereitschaft fürs Impfen zu erhöhen - aber diese sollten möglichst authentisch aussehen. Ein Impfluencer ist für mich dementsprechend auch der Virologe Christoph Wenisch. Das Foto von seiner Injektion, während der er die Faust in Siegerpose erhob, ging um die Welt. Das Bild macht Hoffnung und sieht nach aufrichtiger Freude aus. Es wäre schön, wenn in der Kommunikationsarbeit der Regierung mehr die fachkundigen Impfluencer ins Zentrum gerückt werden und diese mehr als 43 Sekunden Zeit bekommen würden, um die Sinnhaftigkeit der Corona-Impfung zu erklären.
Was denken Sie darüber? Schreiben Sie mir unter ingrid.brodnig@profil.at