#brodnig: seilseil
Wir müssen dringend über Passwörter sprechen. Es ist ganz offensichtlich so, dass selbst einflussreiche Menschen nur schwache Kennwörter verwenden. Das betrifft sogar Minister. Eine riesige Datenbank mit Millionen von E-Mails und oftmals auch Passwörtern ist im Netz aufgetaucht – genannt wird diese Sammlung „Collection #1–#5“. Von Tausenden Mitarbeitern aus Politik und Verwaltung sind in dieser Datenbank Passwörter und E-Mail-Adressen enthalten. Auch sieben Minister und ihre Passwörter sind erfasst, wie das Medium „Addendum“ herausfand. Die Journalisten haben nun getestet, welche Minister starke oder schwache Passwörter nutzten. Es stellt sich heraus: Keiner der Minister hat ein sehr starkes Kennwort. Schwache Passwörter verwendeten Innenminister Herbert Kickl, Sozialministerin Beate Hartinger-Klein und selbst Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck. Ebenfalls schwach ist der Schutz von Verkehrsminister Norbert Hofer, nur mittel ist der Schutz von Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß und Vizekanzler Heinz-Christian Strache. Als Einziger hat Medienminister Gernot Blümel ein eher starkes Passwort. Es sollte uns grundsätzlich zu denken geben, dass die Mehrzahl der betroffenen Minister nur „sehr schwache bis schwache“ Passwortsicherheit haben. Aber noch ein weiteres Detail sticht hervor: „Addendum“ konfrontierte den FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus mit dessen Passwort. Er gab zu, es lautet: seilseil.
Beeindruckend ist, dass es die FPÖ sogar bei dieser Thematik schafft, am unheimlichsten aufzufallen.
Neben der Tatsache, dass „seilseil“ kein sonderlich sicheres Passwort ist, weckt die Phrase einige Assoziationen. 2016 gab es bereits Hinweise, dass bei Gudenus’ Facebook-Account „heilheil“ als Passwort verwendet wurde. Man kann dies heute noch rekonstruieren: Wenn man sich auf Facebook mit der E-Mail-Adresse [email protected] einloggen will und das Passwort „heilheil“ angibt, sagt die Software: „Du hast ein altes Passwort eingegeben.“ Die FPÖ erklärte auf Anfrage von profil, das sei eine „Uraltgeschichte“ und „völliger Unsinn“. Inhaltlich blieb der zuständige Pressesprecher aber vage, warum dies ein Unsinn sei. Eine detaillierte Erklärung traf bis Redaktionsschluss nicht ein. Während „heilheil“ also dementiert wird, räumt Gudenus ein, „seilseil“ als Passwort genutzt zu haben.
Beeindruckend ist nicht nur, wie wenig namhafte Politiker auf ihre digitale Sicherheit achten. Beeindruckend ist, dass es die FPÖ sogar bei dieser Thematik schafft, am unheimlichsten aufzufallen.
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