#brodnig: WhatsWrong
Es ist nun genau das eingetreten, wovor Faktenchecker warnten: Die brasilianische Wahl wurde überschattet von Lügengeschichten. Und gerade WhatsApp spielte dabei eine tragende Rolle. Denn ausgerechnet über die Messenger-App wurden viele Fälschungen verbreitet. Nun gewann der rechtsextreme Politiker Jair Bolsonaro. Sein Wahlerfolg ist gewiss Ausdruck der Verzweiflung vieler Brasilianer - etwa über die systematische Korruption, die das Land plagt. Der Populist Bolsonaro versprach einfache, harte Lösungen. Man muss in der jetzigen Situation aber auch die Frage aufwerfen, welche Rolle WhatsApp spielte. Denn dort kursierte ungeheuer viel Falsches.
Forscher haben in der "New York Times" eine alarmierende Studie über den Wahlkampf vorgestellt: Sie analysierten mehr als 100.000 politische Bilder, die auf WhatsApp in großen öffentlichen Diskussionsgruppen kursierten. Unter den 50 meistverbreiteten Sujets waren mehr als die Hälfte Unsinn - teils irreführend, teils komplett erfunden.
Zum Beispiel wurde ein Foto verbreitet, auf dem Kubas verstorbener Diktator Fidel Castro neben einer jungen Frau zu sehen ist. Es hieß, man sehe die frühere Präsidentin Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei. Sie sei eine Schülerin Castros gewesen. Das ist falsch, aber wurde rasant verbreitet. Auch über Bolsonaro kursierte Falsches, irreführende Zahlen, sogar Verschwörungstheorien. Eines ist gewiss: Dieser Wahlkampf zeigt das Gefahrenpotenzial von WhatsApp, aber es existiert nicht nur in Brasilien. Auch die heimischen Faktenchecker von Mimikama.at berichten, dass ihnen politische Fakes gemeldet werden, die über WhatsApp kursieren.
Dabei ist gerade Desinformation auf WhatsApp gefährlich, weil dort großes Vertrauen herrscht. Menschen empfangen Nachrichten von Freunden und Bekannten und hinterfragen das womöglich weniger. Auch Aufklärung ist schwierig: Faktenchecker wissen nicht, in welchen privaten WhatsApp-Gruppen eine Falschmeldung kursiert. Und die Richtigstellung kann auch nur absenden, wer Teil dieser Gruppe ist. WhatsApp gehört zu Facebook, in den letzten Monaten betonte das Unternehmen immer wieder, wie sehr es sich gegen Desinformation einsetzt. Die Wahl in Brasilien legt nahe: Anscheinend nicht genug.