Burgtheater-Affäre: Kulturminister Ostermayer absolviert erfolgreich seinen ersten Belastungstest
Er habe gerade die unangenehmste Situation seiner bisherigen politischen Laufbahn hinter sich gebracht, gestand der neue Kulturminister Josef Ostermayer (SP) am Dienstag im Kongresssaal des Bundeskanzleramtes, gegen Ende der Pressekonferenz, die er kurzfristig einberufen hatte. Auf beiden Seiten sei Betroffenheit zu spüren gewesen, als er dem Direktor des Burgtheaters, Matthias Hartmann, im Rahmen einer Aufsichtsratsitzung um kurz nach halb neun Uhr früh mitteilte, dass er aufgrund der Erkenntnisse, die man aus dem jüngsten Rechtsgutachten zum Finanzchaos an der Burg ziehen musste, fristlos entlassen werde. Eine erhebliche Verletzung der Sorgfaltspflicht sei nicht nur der kaufmännischen Leitung, die Silvia Stantejsky lange innehatte, sondern auch dem künstlerischen Geschäftsführer Hartmann zu attestieren, der das Angebot, sein Amt von sich aus zurückzulegen, ausgeschlagen hatte. Um weiteren Schaden für die Republik abzuwenden, habe die Abberufung unverzüglich erfolgen müssen, so Ostermayer.
Dieses erstaunlich harte Durchgreifen eines für Kulturangelegenheiten zuständigen Politikers mag auch ein erstes Indiz dafür sein, dass der neue Mann im Amt dieses deutlich ernster nimmt und verantwortungsbewusster führen will, als es ihm viele zugetraut hatten. Klare, vernunftbasierte kulturpolitische Entscheidungen ist man in Österreich längst nicht mehr gewohnt. Die zögerlich-zaudernde Personalpolitik von Ostermayers Vorgängerin Claudia Schmied hat man noch besser in Erinnerung, als es einem lieb wäre von dem egozentrisch-schlichten Revanchismus eines Franz Morak ganz zu schweigen, der Matthias Hartmann übrigens einst bestellt hatte. Etwas blass stand Ostermayer an seinem Podium, aber er blieb, der Ausnahmesituation zum Trotz, eloquent, sachlich und glaubwürdig. Sogar die von Hartmann umgehend angekündigte Klage gegen die Entlassung kommentierte Ostermayer souverän mit den trockenen Worten, die Chancen des Ex-Direktors auf Kündigungsentschädigungen würden als nicht sehr hoch eingestuft.
Elf Tage erst ist Josef Ostermayer de facto im Amt und hat bereits eine erste schwere Belastungsprobe hinter sich. Er selbst habe sich seinen Start anders vorgestellt, sagte er gleich eingangs, er halte diesen Moment für extrem unerfreulich. Aber der Schritt war nötig, denn jede typisch österreichische Halblösung hätte die Krise an der Burg nicht nur verschärft, sondern möglicherweise auch ad infinitum prolongiert. Ein harter Schnitt, wie er nun gesetzt wurde, dürfte dem Haus auch wenn es kurzfristig führungslos ist, tausend neue Fragen aufgeworfen werden und der Zeitdruck sich massiv erhöht wohl eher nützen als weitere Kompromissentscheidungen und Verschleppungstaktiken.