Unbekümmert in die Herbstferien?
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150 Milliarden Euro Schaden

Regierungskrise, Cum-Ex-Geschäfte, steigende Corona-Zahlen – sind Ruhe und Entspannung überhaupt noch möglich?

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Es ist ja beruhigend zu hören, liebe Leserinnen, liebe Leser: Auch die Queen braucht mal eine Pause. Eigentlich wollte Elizabeth II. dieser Tage nach Nordirland reisen, musste ihren Besuch, auf Anraten ihrer Ärzte, jetzt aber kurzfristig absagen. Die 95-jährige Monarchin habe den medizinischen Rat, sich die nächsten Tage auf Schloss Windsor auszuruhen, „widerwillig angenommen“, ließ der Buckingham-Palast verlauten. Schonung ist angesagt, wenn auch ungern.

Schonung könnte man dieser Tage, immerhin starten in ein paar Stunden die Herbstferien, auch als gelernte Österreicherin und Österreicher gut gebrauchen. Während die Corona-Infektionszahlen wieder beunruhigend steigen (ist das schon die nächste Welle?) und man über die aktuellen innenpolitischen Eskapaden (in welcher Chatgruppe weint sich eigentlich gerade Altkanzler Sebastian Kurz aus?) noch immer den Kopf schütteln muss, arbeitet mein Kollege Stefan Melichar schon an der Aufarbeitung der nächsten Ungeheuerlichkeit. Seine Recherchen zu Cum-Ex- und Cum-Cum-Geschäften (Titel: „Österreich und die Steuertrickser“), die er mit internationalen Partnermedien gestern veröffentlicht hat, zeigen, wie Banker, Anwälte, Aktienhändler und Investoren mit Millionen jonglieren und dank „Steueroptimierung“ immer reicher werden, während normale Steuerzahler, also Sie und ich, die Kosten tragen. Weltweit wurden Steuerzahler in den vorliegenden Fällen um 150 Milliarden Euro gebracht. Wie das fiese Geschäft funktioniert? Das erklärt Melichar in seinem Leitfaden – und der Warnung: Don’t try this at home!

 

Ablenkung und Zerstreuung findet man dieser Tage zumindest in dunklen Kinosälen. Während die 59. Ausgabe des Wiener Filmfestivals Viennale gestern Abend feierlich eröffnet wurde (mein Kollege Stefan Grissemann hat im letzten profil ein paar handverlesene Filmtipps gesammelt), möchte ich Ihnen an dieser Stelle die Musikdokumentation „The Velvet Underground“ (zu sehen auch auf Apple TV+) ans Herz legen. Mit wie viel Liebe und Leidenschaft sich Regisseur Todd Haynes („Carol“) der New Yorker Rock-Vordenker Maureen Tucker, John Cale, Sterling Morrison und Lou Reed annimmt, ist eine wahre Freude. Haynes schafft es, die kurze Geschichte dieser Band, von der Gründung 1965 bis zur Auflösung fünf Jahre später, als unendlichen ästhetischen Strom zu erzählen. Und der wirkt bis heute nach.

Kommen Sie gut ins Wochenende!

Philip Dulle

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Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Von 2009 bis 2024 Redakteur bei profil.