Darf ich Kevin Spacey als Schauspieler noch gut finden?
Ja. Denn die Vorwürfe, die ihm gemacht werden, haben mit seinem Metier nichts zu tun. Moral ist nicht sein Job. Aber das Image und die Sympathiewerte eines Künstlers sind natürlich nicht ganz egal. Sie färben auch die Werke, an denen er beteiligt ist. Ein Film von Leni Riefenstahl ist nicht nur gut geschnitten und innovativ gestaltet, sondern auch das Werk einer Holocaust-Ignorantin und Nazi-Sympathisantin.
Die Frage, ob ein Schauspieler begehrenswert, mitfühlend, humorvoll oder abweisend und egozentrisch erscheint, beeinflusst ganz maßgeblich seine Attraktivität und damit auch seine Profitabilität. Die Superstars der Branche legen Wert auf die Zuschaustellung menschlicher Qualitäten, weil diese ihren Marktwert erhöhen. Der #MeToo-Täter Spacey wurde nicht aus moralischen Gründen gefeuert und aus einem Film geschnitten, sondern als potenzieller Saboteur des Erfolgs der Produkte, in denen er zu sehen wäre.
Sagen Sie: "Nur ein moralisch einwandfreier Mensch darf den skrupellosen Frank Underwood spielen."
Sagen Sie nicht: "Wie hätte Ghandi die Rolle angelegt?"
25 Fragen, um die Welt zu erklären:
Teil 1: Werden wir Donald Trump in absehbarer Zeit los? Teil 2: Gibt es eigentlich noch Mittelmeerflüchtlinge? Teil 3: Sind die Rechtspopulisten in Europa noch im Vormarsch? Teil 4: Ist die #MeToo-Bewegung noch aktiv? Teil 5: Ist Sebastian Kurz nicht zu jung für sein Amt? Teil 6: Wie beliebt ist Justin Trudeau? Teil 7: Entscheidet Facebook tatsächlich Wahlen? Teil 8: Werden in Syrien tatsächlich Zivilisten mit Giftgas getötet? Teil 9: Gibt es in Saudi-Arabien tatsächlich Frauen, die ihr Gesicht nicht mehr verhüllen? Teil 10: Lebt Henry Kissinger noch?