Gerichtsurteil

Das Bio-Landgut Esterhazy hat ein Restaurant: „Zum Gogosch“

Wild-Burger, Wild-Käsekrainer, Gemüse vom Feld: So schmeckt's im neuen Lokal am Bio-Landgut Esterhazy.

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Gastronomie, zumindest die erfolgreiche, nimmt den Gast gern an die Hand und erzählt eine Geschichte: Kommt das Fleisch aus der Region? Hat Frau oder Herr Wirt das Gemüse aus dem Garten gar selbst geerntet? Stammen die Rezepte aus Omas Kochbuch?

Am vergangenen Montag eröffnete im burgenländischen Donnerskirchen am Bio-Landgut Esterhazy ein solches Geschichtenerzähler-Lokal. „Zum Gogosch“ heißt es – und der „Gogosch“, mundart für Hahn, stehe eben nicht nur für „Wachsamkeit, Zuverlässigkeit und als Künder des neuen Tages“, sondern sei auch „ein klares Bekenntnis zur Regionalität, Transparenz und zur Verbindung von Tradition und Moderne“. Schöne Geschichte.

Stimmig fügt sich das Lokal ins Landgut ein, man plant, dort vorwiegend Produkte aus der eigenen Fleischmanufaktur und dem ebenfalls reichlich vorhandenen „Feld und Wald“ zu kredenzen. Klingt nach Noma in sehr light und auf Burgenländisch. Im „Gogosch“ gibt es viel Schwarz, viel Weiß und gedeckte Tische im Aggregatszustand „Hochzeitstafel“. Die Säulenhalle schafft einen gekonnten Spagat zwischen stylish und rustikal, Schilf verkleidet Decke und Bar, die Karte von Küchenchef Stefan Pichler formuliert die Geschichte von „Regional“ und „Bio“ dann weiter aus – und setzt dabei auf sehr, sehr viel Wild. Das hat in der Region nämlich „immer Saison“, sprich: Wild-Butterschnitzel, Wild-Leberkäs und Schnitzel vom, genau, Wild.

Die dunkle Wildsuppe mit Frittaten ist angenehm kräftig abgeschmeckt, die Einlage ist mir etwas zu grob geschnitten – darüber lässt sich aber streiten. Es folgt die „Wald & Wiesenplatte“, die Karte erzählt von „Wildspezialitäten, eingelegtem Wurzelgemüse und Bio-Käse“, serviert wird das auf einem spektakulären Holzbrett (Bild ganz oben). Das Service erklärt, was wir da essen: Wildsalami, Hirschrohschinken, Wild-Cabanossi und … Angus Rind. Die Tatsache, dass das „eingelegte Wurzelgemüse“ aus nicht eingelegter roher Gurke und Tomaten besteht, kann als „Eröffnungsfehler“ durchgehen.

Der Brettljausen-Effekt war ein Mal lustig, wird dann aber zu oft wiederholt. Jedenfalls schadet diese (hier) unnötig aufwendige Präsentation der tadellosen Wild-Käsekrainer eher. Sie wirkt recht einsam auf so viel Holz, immerhin: Senf und Kren starten dezente Annäherungsversuche.

Der „Landgut-Burger“, natürlich ebenfalls vom Wild (aber auch vom Rind erhältlich), kommt dann noch mal am Brett, vermutlich waren die Teller einfach noch nicht geliefert. Die einzelnen Zutaten geben nicht den geringsten Grund zur Kritik, aber in der Zusammensetzung, bei einem Burger ein nicht unwesentlicher Faktor, hapert es. Das liegt vor allem am Bun, einer Art Wachauer Laberl und als solches schlicht zu hart, um ein gutes Burger-Bun zu sein. Sonst gibt es viel Fleisch, Paprika, Zwiebel und Melanzani. Käse? Nicht vorhanden, aber „g’streifte Krumpirn“ – man könnte die Dinger ganz unregional auch einfach Pommes nennen.

Der Kaiserschmarrn darf unter adeliger Flagge natürlich nicht fehlen, der „Pauliberger Vulkan“ entpuppt sich als Schokoladen-Soufflé, ganz sicher – und längst nicht mehr selbstverständlich – selbst gemacht und mit schönem, flüssigem Kern.

Dass am „Gogosch“ Menschen beteiligt sind, die etwas von Marketing in der Gastronomie verstehen, ist offensichtlich, und das ist gar nicht negativ gemeint. Die Küche selbst bleibt aber ein bisschen sehr konventionell. Andererseits: Nach großen Experimenten kräht hier in Donnerskirchen wahrscheinlich auch kein Gogosch – insofern könnte es für diese Geschichte durchaus zum Happy End reichen. 

Stimmung: Eheschließung mit Käsekrainer-Unterlage
Empfehlung: Wild mögen
Preisverhältnis: Vorspeisen zwischen 8 und 15 Euro, Hauptspeisen zwischen 9 und 33 Euro, Desserts zwischen 5 und 9 Euro

Zum Gogosch, Seehof 1, 7082 Donnerskirchen, bio-landgut-esterhazy.at

Stephan   Graschitz

Stephan Graschitz

ist als Chef vom Dienst bei profil tätig.