Das war 2024: Ausländerfeindliche Besserverdienende feiern auf Sylt
Das Pfingstwochenende ist in der Sylter Traditionsdiskothek „Pony“ (seit 1961) an der Kampener Nobelmeile Strönwai ein traditionell wichtiges Event. Hier feiert die junge Hautevolee Norddeutschlands jährlich ihren Springbreak, man trägt um die Schultern geschlungene Kaschmirpullis und offene Moncler-Gilets, trinkt Moët & Chandon oder Aperol-Spritz und betrachtet die Ferraris und Mercedes G-Modelle am Randstein. Das Event richtet sich an eine exklusive Klientel, der Eintritt (ohne Getränke) beläuft sich auf 150 Euro. Wer nicht dabei war, kann auf der Website des „Pony“ hineinschnuppern, die Bildergalerien zu den Pfingstfeiern 2023 und 2022 sind öffentlich abrufbar. Die diesjährigen Feierlichkeiten sind aus dem Netz verschwunden.
Wohl weil sie in einem kleinen, aber wesentlichen Teil anstößig, vielleicht sogar kriminell, jedenfalls aber skandalös waren.
Fünf Tage später wird ein 14 Sekunden langes Video von diesem Moment auf X gepostet, in dem eine junge Frau sich selbst und vier andere Feiernde dabei filmt, wie sie zum instrumentalen Refrain des Lieds „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ skandieren.
Laut „Pony“-Betreiber Tim Becker sind am Abend des 18. Mai, Pfingstsamstag, etwa 400 bis 500 Gäste in seinem Lokal. Der Sonnenuntergang färbt den Horizont aperolfarben, auf der Terrasse legt der DJ „L’Amour toujours“ auf, einen klassischen Eurodance-Hit von Gigi D’Agostino aus dem Jahr 1999. Die jungen Menschen singen mit.
Fünf Tage später wird ein 14 Sekunden langes Video von diesem Moment auf X gepostet, in dem eine junge Frau sich selbst und vier andere Feiernde dabei filmt, wie sie zum instrumentalen Refrain des Lieds „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ skandieren. Einer der jungen Männer – weißes Hemd, dunkler Pulli – hebt den rechten Arm zu einer Art Hitlergruß und deutet mit zwei Fingern der linken Hand ein Hitlerbärtchen an, man grinst selig, feiert.
Fünf Personen sind in dem Video eindeutig zu identifizieren, die Filmerin soll an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) studiert und für eine deutsche Influencerin tätig gewesen sein, der junge Mann bei einer internationalen Werbeagentur in München gearbeitet haben. Beide verlieren nach Bekanntwerden des Videos ihre Jobs.
Die öffentlichen Reaktionen fallen scharf aus, die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU) spricht von „Wohlstandsverwahrlosung“, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nennt die Szenen „ekelig“, Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärt sie zu einer „Schande für Deutschland“. CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz empört sich: „Das ist doch auch mit Alkoholkonsum nicht mehr zu erklären.“
Die Staatsanwaltschaft von Flensburg nimmt Ermittlungen „wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen“ auf, die Betreiber des „Pony“ äußern öffentlich Bestürzung, stellen Strafanzeigen und sprechen Lokalverbote aus: „Wir werden zukünftig unsere Gäste dafür sensibilisieren, in solchen Fällen einzuschreiten.“