as Bild Bildnis Fräulein Lieser von Gustav Klimt im Rahmen eines PG von Kinsky Kunst Auktionen m?it dem Titel Wiederentdecktes Spitzenwerk der Österreichischen Moderne von Gustav Klimt - Sonderauktion" am Donnerstag, 25. Jänner 2024, in Wien.
Sensationsfund

Der Gustav-Klimt-Krimi um das 50-Millionen-Gemälde „Bildnis Fräulein Lieser”

Die unglaubliche Geschichte hinter dem lange verschollenen Klimt-Gemälde „Bildnis Fräulein Lieser“, das am 24. April in Wien zur Auktion kommt, und welche faszinierende Familiendynastie dahinter steht. Die lange Reise eines Sensationsfunds, der auch viel Beschämendes zutage treten lässt.

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Der erste mögliche Hinweis einer Zeitzeugin auf das lange verschollene Klimt-Gemälde „Bildnis Fräulein Lieser“, das am 24. April im Wiener „Auktionshaus im Kinsky“ zur Versteigerung kommt, findet sich in einem Brief von Helene Berg, Ehefrau des Komponisten Alban Berg. Das Schreiben ist mit 10. August 1918 datiert: „Dort in der Bibliothek (während wir auf die Verbindung warten) sehen wir herrliche Sachen an. Die Judenassel besitzt einen echten Klimt, Munch, Cesanne (Anm. Originalschreibweise), Rembrandt, Kokoschka, hat riesige Mappen von (…) Rembrandt, Hals, van Gogh, Michelangelo! Gottvoll!“

Besagte Bibliothek befindet sich im Landhaus der solcherart antisemitisch diffamierten Lilly Lieser in Breitenstein am Semmering, in unmittelbarer Nachbarschaft ihrer damals engen Freundin Alma Mahler, Witwe des Komponisten Gustav Mahler, ebenfalls glühende Antisemitin und „Steigbügelhalterin“ diverser Genies, wie sie sich selbst einmal bezeichnete. Da sich in der Bibliothek „im Lieserhaus“ der einzige „Fernsprechapparat“ der Umgebung befindet, dürfen Alma Mahlers oftmals illustre Hausgäste dort immer wieder das Telefon benutzen.

Wir befinden uns im Jahr 1918, dem letzten des Ersten Weltkrieges: Lilly Lieser, Tochter des Industriellen und Kaufmanns Albert Landau, die damit aus der fünftreichsten Familie der untergehenden Monarchie stammt, findet mit ihren beiden Töchtern Helene, 20, und der drei Jahre jüngeren Annie Zuflucht in ihrer Landresidenz, der Villa Lillenaun. Lilly Lieser ist zu diesem Zeitpunkt bereits seit 13 Jahren von ihrem Mann Justus, einem Hanf- und Seilfabrikanten, geschieden, was ihrer gesellschaftlichen Stellung keinerlei Abbruch tut. Sie genießt dank eigener Immobilien und sonstigen Vermögens ein finanziell völlig unabhängiges Leben. Lilly Lieser gilt als Kunstkennerin, ist emanzipiert, karitativ engagiert und eine langjährige Förderin des Komponisten Arnold Schönberg.

Schon im Jahr 1913 hatte Lilly, wie die Psychotherapeutin Alexandra Löw für ihren historischen Roman recherchierte, bei einer Auktion eine Klimt-Zeichnung erworben. Am Semmering fühlt sie sich 1918 mit ihren beiden Töchtern Helene und Annie sicher, fernab der Hauptstadt Wien, wo die Angst vor Plünderungen vor der durch die Kriegswirren ausgehungerten Bevölkerung groß ist. Die Lebensmittel dort sind knapp, während auf dem Land bei den Bauern Nahrungsmittel, Milch, Wasser und Holz wesentlich leichter zu bekommen sind. „Der Krieg hatte vor unserer Haustür halt gemacht“, schrieb Lilly in einem Brief über ihre damals privilegierte Situation.

Dass es sich bei dem von Helene Berg erwähnten Klimt in der Breitensteiner Bibliothek der Villa Lillenaun um jenen „Sensationsfund“ handelt, der Ende Jänner 2024 in einer weltweit rezipierten Pressekonferenz im „Auktionshaus im Kinsky“ der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und dessen Verkaufserlös von Experten mit 50 bis 70 Millionen Euro prognostiziert wird, ist nicht gesichert, aber kann als wahrscheinlich angenommen werden.

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort