ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer, Sportchef Peter Schöttel und der Salzburger Landespräsident Herbert Hübel (v.li.)
Fußball

Der ÖFB und der Rangnick-Schwung: Die unendliche Reform

Tolle Kicker, ein Starcoach, die WM als Ziel – Österreichs Nationalteam steuert rosigen Zeiten entgegen. Es gibt nur ein Problem: den verstaubten ÖFB. Präsident Mitterdorfer will nun die große Reform. Aus dem schwerfälligen Apparat soll ein modernes Unternehmen werden. Doch so einfach ist das nicht.

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Im ÖFB reiben sich gerade einige die Augen. Der Mann, der die alten Machtverhältnisse bewahren sollte, macht Anstalten, das glatte Gegenteil zu bewerkstelligen. Klaus Mitterdorfer, 58-jähriger Kärntner Jurist, wurde 2023 aus heiterem Himmel zum ÖFB-Präsidenten gewählt. Weil er keinem Lager angehörte und nach einigen Querelen als Kompromisslösung durchging. Mitterdorfer, im Brotberuf Vize-Chef der Kärntner Ärztekammer, ist ein jugendlicher Typ, der bevorzugt in T-Shirt und Sneakern auftritt, immer freundlich bleibt, viel lächelt; einer, der als harmlos und verbindlich gilt – aber nun den ÖFB umkrempeln möchte.

Und das ist dringend nötig. Der größte Sportverband des Landes mit 300.000 Mitgliedern und 60 Millionen Euro Jahresumsatz hat nämlich zwei Gesichter. Einerseits sind da Stars wie David Alaba und Marko Arnautović, die den Fußballbund nach außen glänzen lassen. Andererseits: behäbige Funktionäre, die zuweilen den Fortschritt behindern und gern auch öffentlich streiten. Bei der EM im Sommer begeisterte das Nationalteam so sehr, dass im ÖFB Anfragen von ägyptischen und amerikanischen TV-Sendern eintrudelten. Was die Interessierten aus dem Ausland nicht sahen: die Baustellen im Hintergrund. Zerstrittene Geschäftsführer, veraltete Strukturen – und Funktionäre, die auf Kosten des Sports Grabenkämpfe austragen. Lange wurden diese Probleme zugedeckt. Aber nun ist da der neue Teamchef Ralf Rangnick, die Antithese zum schwerfälligen ÖFB, über den ein Funktionär gegenüber profil sagt: „Er sieht ein Problem und will innerhalb einer halben Stunde eine Lösung.“ Das aber kann er sich hier abschminken. Denn im ÖFB hat es Tradition, Vorhaben erst einmal zu zerstreiten, ehe sie vertagt werden.

Gerald Gossmann

Gerald Gossmann

Freier Journalist. Schreibt seit 2015 für profil kritisch und hintergründig über Fußball.