Christoph Zielinski in seinem Büro in der Wiener Privatklinik.
Interview

Der weltbekannte Onkologe Christoph Zielinski: „Krebs ist vor allem Schicksal“

Der Wiener Onkologe Christoph Zielinski, 72, debütiert als Schriftsteller mit seinem Roman „Laurenzerberg“. Ein Gespräch über den Antisemitismus in der besseren Wiener Gesellschaft, sein Wissen, Krebs und das Leben als Arzt mit dem ständigen Tod.

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Für jemanden, in dessen Berufsleben Krebs und das Sterben zum Alltag gehören, wirkt Christoph Zielinski erstaunlich gut gelaunt. Nahezu so fröhlich wie der Gartenzwerg mit dem ausgestreckten Mittelfinger auf dem Boden seines (für einen Direktor) erstaunlich kleinen Büros in der „Wiener Privatklinik“. Wer immer in diesem Land durch die Krankheit Krebs selbst oder als Angehöriger gefordert war und ist, wird an Zielinski nicht vorbeikommen. Und auch sein zweiter Roman (der erste liegt in einer Schublade zumindest temporär begraben) beginnt mit der Angst „vor jener Krankheit“ seiner Romanfigur Ada, deren Stuhl in der Klomuschel in einem Roten Meer schwimmt. Doch das vermeintliche Blut entpuppt sich als Folge des Verzehrs Roter Rüben. „Eine wahre Geschichte“, lacht Zielinski, doch im Buch nur ein tragisch-komisches Randdetail. Denn der Roman erzählt von ganz anderen Krankheiten: den Gefühlen der Verlorenheit und der Heimatlosigkeit, die die Schicksale polnisch-jüdischer Emigranten im Wien der 1960er-Jahre begleiten. Zielinski hat erlebt, wovon er schreibt: Im Alter von fünf Jahren kam der Sohn eines Schriftstellers und einer Slawistin von Krakau nach Wien, ohne ein Wort Deutsch zu verstehen. 

„Aber wir sind in einem Stadium, wo wir viele Krebserkrankungen chronifizieren können.”

Christoph Zielinski

Onkologe

Angelika Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort