Deutsche Rundfunkreform: Kulturprogramm abdrehen!
Eine Rundfunkreformdebatte unter deutschen Ministerpräsidenten sorgt in der Regel nicht für gröbere Einschnitte im ORF-Programm, derzeit bahnt sich allerdings eine erhebliche Ausnahme von dieser Regel an: Die 16 Länderchefs und -chefinnen erarbeiten gerade einen Reformstaatsvertrag zur Modernisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland.
Dabei stehen vor allem Einsparungsmöglichkeiten im Fokus, weshalb neben der Reduktion regionaler Radiosender und dem Abschmelzen von TV-Spartensendern wie ARD alpha oder ZDFinfo auch beschlossen wurde, dass der Kultur- und Bildungssender 3sat „in Arte aufgehen“ solle, also allenfalls noch als Teilprogramm des paneuropäischen Kultursenders weiterbestehen soll. Die großen deutschen Rundfunkorgane ARD und ZDF stellen gemeinsam 65 Prozent des 3sat-Programms, die Kooperationspartner ORF und SRG die restlichen 35 Prozent, was ihre Verhandlungsmasse in dieser Angelegenheit naturgemäß einschränkt.
Am Wiener Küniglberg wurde man über die deutschen Sparpläne übrigens sehr kurzfristig informiert, die Kommunikation mit den internationalen Sende-Partnern dürfte bislang alles andere als optimal gelaufen sein. Der ORF, der via 3sat etwa die „ZiB 2“, den „Kulturmontag“, Dokumentationen und Musikprogramme in den deutschen Sprachraum versendet, äußert sich zu der Causa einstweilen dennoch diplomatisch: „3sat, zu dem der ORF 25 Prozent des Programms beisteuert, ist für den ORF seit 40 Jahren wichtiges Programmfenster in den DACH-Raum. Theater, Oper, Ballett, Fernsehfilme, Konzertübertragungen, Informationssendungen, Magazine und Dokumentationen aus Österreich werden via 3sat einem internationalen Publikum zugänglich gemacht. Aber auch das österreichische Publikum schätzt das deutsche und Schweizer Kultur- und Informations-Angebot, das in Österreich via 3sat konsumiert werden kann, sehr. Der ORF wird in den kommenden Wochen, nicht zuletzt im Rahmen der Feierlichkeiten zu 40 Jahre 3sat, mit den Intendant:innen der Partnersender in einen intensiven Austausch über die Zukunft des Angebots treten. Essenziell für den ORF ist dabei, dass die hochqualitativen heimischen TV-Produktionen weiterhin einem internationalen Publikum zugänglich bleiben.“
In Wien geht man mit einem gewissen Optimismus davon aus, dass die deutschen Sparpläne am Ende weniger heiß auf den Tisch kommen, als sie momentan gekocht werden. Die Zeit für die allfällige Rundfunk-Diplomatie drängt allerdings: Endgültig entschieden wird die deutsche Rundfunkreform nach Ende der Begutachtungsfrist bereits Ende Oktober.