Fußball

Die Red-Bull-Herausforderer in der Bundesliga: Sturm auf Salzburg

Der Traditionsverein SK Sturm Graz kämpft erfolgreich gegen die Fadesse in der Bundesliga – und fordert Dauerchampion Red Bull Salzburg heraus. Wie geht das ohne das ganz große Geld?

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Der Mann, der die Bundesliga wieder spannend gemacht hat, ist kein schillernder Multimillionär, der sein überschüssiges Geld in Fußballvereine steckt, sondern ein 37-jähriger Steirer, kerniger Typ, breiter Dialekt, der erst vor wenigen Jahren als „Lehrbub“ in Graz anfing. Heute ist Andreas Schicker als Sportchef des SK Sturm ein Wunderwuzzi, auf den sogar die Deutsche Bundesliga schon einen Blick geworfen hat. Denn er hat geschafft, woran seit zehn Jahren alle im heimischen Fußballbetrieb scheitern: die Salzburger herauszufordern. Noch mehr als anderswo gilt hier nämlich: Red Bull verleiht Titel. RB Salzburg ist der Ligakrösus und Dauerchampion. Seit der Saison 2013/14 ging der Meisterteller ausnahmslos nach Salzburg. Die unschlagbaren Zutaten: Kohle und Konzept. Rapid hat sich dem längst ergeben, der LASK hält nicht Schritt, die Wiener Austria kämpft gegen den Konkurs. Aber Sturm pirschte sich aus dem Hinterhalt an. Ansatzlos. Vor vier Jahren lag der Klub am Boden: Platz sechs in der Liga, magere 15 Millionen Euro Jahresumsatz (Rapid nahm 40 Millionen ein, die Austria 30, Salzburg 112). Sturm, Ende der 1990er-Jahre ein Glanz-und-Glamour-Klub in der Champions League, mehrfacher Meister, schien das Schicksal vieler Traditionsvereine zu ereilen: große Vergangenheit, maue Gegenwart.

Vor vier Jahren lag der Klub am Boden: Platz sechs in der Liga, magere 15 Millionen Euro Jahresumsatz (Rapid nahm 40 Millionen ein, die Austria 30, Salzburg 112). 

Nun liegt Sturm Graz in der Liga nur zwei Punkte hinter den scheinbar unbezwingbaren Bullen. Sturm ist der große (und einzige) Herausforderer. Am Ostersonntag soll das Überholmanöver gelingen: Da muss Salzburg nach Graz. Können die Steirer wirklich Meister werden – und die Bullen-Dominanz brechen? „Ja“, sagt Sportchef Schicker. Ein Triumph des Außenseiters würde die Liga in ihren Grundfesten erschüttern – und allen zeigen: Es geht ja doch! Wie lautet das steirische Wundermittel?

Lange war Sturm das Gegenmodell zum RB-Planspiel: keine Kohle, kein Konzept. Dann übernahm im Frühjahr 2020 ein No-Name als Sportchef: Andreas Schicker, damals 33, einst Verteidiger in Ried, der in die Schlagzeilen geraten war, als er sich 2014 mit einem Feuerwerkskörper seine Hand wegsprengte – und zum weltweit ersten Kicker mit Armprothese wurde. Seine vorherige Station als Sportchef: Wiener Neustadt. Wie soll so jemand Sturm weiterhelfen? Nun: „Ich war klar in meiner Idee.“

Ein Totalumbau folgte. 14 Spieler mussten gehen – und der Trainer. „Wir wollten nicht weitereiern“, erklärt Schicker. Im Umfeld war man skeptisch.

Gerald Gossmann

Gerald Gossmann

Freier Journalist. Schreibt seit 2015 für profil kritisch und hintergründig über Fußball.