Dolce & Gabbana lanciert Kollektion für Muslimas
Vergangene Woche kündigte das italienische Modelabel Dolce & Gabbana eine Kollektion langer Mäntel (Abayas) und Kopfbedeckungen (Hidschabs) an. Die mit Spitze verzierten und in gedeckten Farben gehaltenen Outfits sollen vor allem muslimische Frauen ansprechen. Mit der Kollektion reiht sich Dolce & Gabbana in die länger werdende Liste jener westlichen Modemarken ein, die den Markt im Mittleren Osten für sich erschließen wollen.
Donna Karan New York kreierte 2014 als erstes westliches Label eine eigene Kollektion für den Ramadan. Tommy Hilfiger folgte 2015 mit einer Ramadan-Kapsel-Kollektion. Auch die Modegiganten Zara und Mango sowie der Onlineshop Net-a-Porter nahmen daraufhin eigene Anlasskleidung in ihr Sortiment auf. Das auf den Ramadan folgende Fest des Fastenbrechens ist einer der höchsten Feiertage im Islam und gewinnt zunehmend an Bedeutung für den Handel.
Mango erwirtschaftete 2014 laut Fortune 5 Prozent seines Umsatzes allein in arabisch-sprachigen Ländern. Kein Wunder also, dass sich vergangenes Jahr auch H&M entschloss, die nachhaltige Linie „Close the Loop“ von einem muslimischen Model bewerben zu lassen.
Laut Fortune gaben Muslime 2013 weltweit rund 246 Milliarden Euro für Kleidung und Schuhe aus, 2019 sollen es bereits 447 Milliarden sein. Die Zielgruppe wächst: Bis 2050 wird fast ein Drittel der Weltbevölkerung muslimischen Glaubens sein. Und für viele gehört dazu auch eine gewisse Art sich zu kleiden, der "modest style" (sh. Infobox).
In den Sozialen Medien gab es viele positive Reaktionen auf die neue Kollektion von Dolce & Gabbana.
Die Gestaltung der Kampagne sorgte aber auch für Kritik: „Im Kontext globaler Islamophobie, fühle ich mich unwohl dabei zu sehen, wie eine weiße Frau dafür gefeiert wird, glamourös in derselben Kleidung auszusehen, in der muslimische Frauen oft als 'extremistisch' wahrgenommen werden“, schreibt die Islamwissenschaften-Studentin Ruqaiya Haris in einem Kommentar für den Guardian. „Es fühlt sich so an, als wäre die Message, dass der einzige erwünschte Muslime ein reicher ist, und dass muslimische Mode nur akzeptabel ist, wenn sie von einem westlichen Modelabel legitimiert wird.“
Dass die Kollektion es schafft, muslimische Mode dauerhaft bei westlichen Marken zu verankern, bezweifelt Fatin Marini vom Guardian: „Der Versuch sich stylish und gleichzeitig zurückhaltend zu kleiden ist seit Jahren das Mode-Dilemma muslimischer Frauen, eine Kollektion wird das nicht ändern.“
INFOBOX: Kleidungsregeln im Islam Der Koran selbst beinhaltet nur wenige konkrete Bekleidungsvorschriften für den Alltag. Regional gibt es große Unterschiede, welche Kleidung bei Mann und Frau als angemessen erachtet wird. Männern ist es der Überlieferung nach nicht erlaubt, Goldschmuck oder Seide zu tragen. Frauen hingegen schon. Die Kleidung einer Muslimin sollte die Körperkonturen nicht betonen und darum eher weit geschnitten sein. Die Haare sollten bedeckt sein, vom Körper sollten nur das Gesicht und die Hände zu sehen sein. Jede Muslimin interpretiert diese überlieferten Richtlinien für sich selbst, für viele ist ihre Kleidung Teil eines Bekenntnisses zum Islam sowie Zeichen der sozialen Zugehörigkeit.