„Die Chance auf Selbstbeschädigung ist bei der FPÖ hoch.“
Powerlunch

Ein Gang mit … David Schalko

Unter der ersten FPÖ-ÖVP-Regierung hat David Schalko die vielleicht intelligentesten, sicher aber die lustigsten Sendungen gemacht, die der ORF in diesem Jahrtausend ausgestrahlt hat. Trotzdem hält er eine neuerliche FPÖ-Regierungsbeteiligung für keine gute Idee.

Drucken

Schriftgröße

Ich dachte, ich würde alle Typen von Pizza-Essern kennen: Menschen, die sie erst penibel halbieren und dann ohne Struktur weiter zersägen. Menschen, die eine Pizza in sechs gleich große Tortenstücke schneiden. Ich kenne auch Menschen, die sich ganz vorsichtig vorarbeiten, so als handle es sich um ein Acht-Schätze-Spezial im China-Restaurant „Unvorsichtige Katze“, und andere, die aus Prinzip den Rand wegschneiden, weil sie Carbs sparen wollen. Ich habe Menschen gesehen, die erst den Belag runterfuttern und dann den Rest zusammenrollen wie einen traurigen Hotdog ohne alles, Menschen, die Ketchup auf eine Pizza drücken und mit Tabasco nachschärfen, ich habe Menschen Pizza mit Pommes essen sehen, Pizza mit Ananas, Pizza mit Spiegelei, und einmal sogar jemand Pizza mit Spaghetti Bolognese oben drauf, aber so wie David Schalko habe ich noch nie jemand Pizza essen sehen.

Hat er wirklich grad den Rand heruntergeschnitten, und zwar in einem Stück? Hat er das Messer dabei wie ein Skalpell benützt? Es war Präzisionsarbeit, ohne Zweifel, aber um alles in der Welt: Wozu? Ist der Mann Chirurg? Wobei, vielleicht darf man sich das bei David Schalko nicht fragen. Der Mann macht schon seit vielen Jahren Dinge immer ein bisschen anders als andere und ist damit ziemlich erfolgreich.

Irgendwas wird noch hochkommen, denn Dummheit und Gier haben sich bei der FPÖ schon immer gut verstanden, und die Chance der Selbstbeschädigung ist bei denen hoch.

David Schalko

Wir sitzen in der Pizzeria Il Mare in Wien-Neubau, Schalko ist öfter hier, sein Büro liegt gleich ums Eck. Das Lokal gibt es seit 1975, es ist angeblich die älteste Pizzeria der Stadt, eine Institution, und das gilt irgendwie auch für Schalko. Seit mehr als 20 Jahren gehört er zum Kulturinventar der Stadt, er schreibt Bücher und Fernsehserien, gerade lief im Öffentlich-Rechtlichen seine sechsteilige Kafka-Biografie. Schalko hat die lustigsten Sendungen des ORF dieses Jahrtausends gemacht, „Braunschlag“ zum Beispiel oder „Die 4 da“, seine Firma produziert nach wie vor viel für den ORF. Und er ist ein durch und durch politischer Mensch. Damit ist er in den vergangenen Jahren nicht nur ein Mal angeeckt.

Markus  Huber

Markus Huber

ist im Hauptberuf Herausgeber des Magazins „Fleisch“ und schreibt für profil alle zwei Wochen die Kolumne „Powerlunch“.