Sie sagt, dass sie zwar selbst manchmal auch „Die Presse“ liest, aber „Boulevard wichtig für uns alle ist, weil er einen wesentlichen Beitrag leistet, komplexe Sachverhalte unterhaltsam und einfach zu erzählen“. Und dann sagt sie auch noch einmal, dass „Exxpress den Break-even in eineinhalb Jahren erreichen wird. Wir sind ein Medien-Start-up, da sind negative Jahresabschlüsse keine Überraschung.“ Schütz spult diese Sätze routiniert und emotionslos ab. Auf alle Fragen, die man ihr stellt, antwortet sie knapp und sehr zurückhaltend. Man merkt, die Frau ist Juristin, und dementsprechend hat sie gelernt: Bevor sie einen Blödsinn sagt, sagt sie lieber gar nichts.
Doch dann biegt das Gespräch ab. „Es gibt in dem Land keine Mitte mehr“, sagt Schütz plötzlich. Ich bekomme es zunächst nicht mit, weil ich mit meinem Tafelspitzberg kämpfe: „Alles wird immer lauter und driftet auseinander, keiner hat mehr Verständnis für den anderen, alles wird immer sofort ideologisiert. Jede Diskussion artet immer in ein totales Bashing aus, und zwar von beiden Seiten.“
Ich schaue hoch. Ruft Eva Schütz, die Chefin von Richard „Lass krachen, Alter“ Schmitt, gerade tatsächlich zu mehr Ruhe und Gelassenheit auf? Offenbar wirklich, die Frau, die sich da um eine vulkanartige Erhebung namens Erdäpfelpüree herumschaufelt, ist immer noch die Herausgeberin des immer wieder für seinen Revolverjournalismus kritisierten und auch verurteilten „Exxpress“. Ist das Satire? Nein, sie meint das ernst.
Eva Schütz wirkt sehr entspannt und deutlich gelassener, als ich sie mir vorgestellt habe. Und auch deutlich differenzierter. Wahrscheinlich liegt das an dem Bild, das sie in der Öffentlichkeit bisher vermittelt hat. Schütz war da lange nur die Frau von Alexander Schütz, dem Investor, der eine besonders enge Verbindung zu Sebastian Kurz hat, aber offenbar nicht nur zu ihm. Und sie hat natürlich auch selbst ein gewisses Interesse an Publicity, das kann man ihr nicht absprechen. Sie hängt auf vielen Society-Events herum und pflegt ihr Image mit einem Instagram-Account, dem auch bösartigere Menschen gerne folgen. Vor allem im Sommer, nachdem Schütz, die Hausherrin von Schloss Neuwaldegg, das Magazin „Schlossseiten“ zur Hausführung geladen hatte, wurde es unter den Hobbyhumoristen der Stadt laut: Die Homestory dürfte die wohl meistgelesene Fotostrecke in der Geschichte des Magazins gewesen sein, und sagen wir so: Nicht jeder Leser war nur an ihren Tipps zur Inneneinrichtung interessiert.
Und dann gibt es noch die politische Person Eva Schütz, die einst stellvertretende Kabinettschefin des Finanzministers Hartwig Löger war und häufig in den Chats von Thomas Schmid vorkam. Schmid beschreibt sie darin, vorsichtig gesagt, nicht wirklich als Intellektuelle.
Umso überraschender ist es, wenn man Schütz dann trifft und mit ihr darüber redet. Über Richard Schmitt will sie wenig sagen, den kennt sie noch gar nicht so lange, sagt sie, und über Thomas Schmid eigentlich gar nichts. Sie waren „nie befreundet“, und sie habe ihn seit mehreren Jahren weder gehört noch gesehen. Ob sie seine despektierlichen Charakterisierungen gekränkt haben? „Nein“, sagt sie: „Das gehört dazu. Mir war immer klar, dass das ein Job ist. Die Menschen, mit denen man da arbeitet, sind nie deine Freunde. Das sind Kollegen. Man darf nicht den Fehler machen, dass man das falsch einschätzt.“
Sie ist kaum geschminkt, ihre Haare hat sie streng hochgebunden, und den Hochglanz hat sie heute offenbar zu Hause gelassen.
Schütz hat sich mittlerweile durch ihre Kalbsleber gearbeitet, das Püree hat sie nicht angerührt. „Wenn ich das auch noch esse, dann fall ich unter den Tisch.“ Wir reden über die ÖVP, die es ihrer Meinung nach aktuell nicht mehr so im Griff hat.
In ihrer Jugend war Schütz Leichtathletin, sie lief Langstrecke und war unter anderem österreichische Meisterin über 3000 Meter. Was sie davon mitgenommen hat für ihr weiteres Leben? Schütz lacht und sagt dann: „Im Spitzensport habe ich gelernt, dass man öfter verliert als gewinnt. Aber wenn man dann gewinnt, ist es großartig.“
Ende November ist Eva Schütz 50 Jahre alt geworden. Sie hat das mit einer Riesensause im Club X von Martin Ho gefeiert. Ihre Freundin Eli Köstinger war dabei und noch 300 andere Gäste, ein paar davon aus der türkisen ÖVP. Ob Sebastian Kurz mitgefeiert hat, gehört zu den Dingen, die ich nicht schreiben darf, eingeladen war er jedenfalls.
Wir bestellen Kaffee, Schütz nimmt Cappuccino, und dann sie holt aus ihrer Handtasche einen sogenannten Tabakerhitzer raus. Sie nimmt ein paar Züge, nicht sehr heimlich, obwohl das Gerät streng genommen auch unter das Rauchverbot in der Gastronomie fällt. Aber Regeln sind im Moment nicht so ihr Ding, meint sie, und so, wie sie das sagt, merkt man, dass sie das gerade ziemlich gut findet. Sie sagt, sie macht derzeit sehr viele Dinge, die ihr Spaß machen, den „Exxpress“ zum Beispiel. Und wenn sie darauf Lust hat, dann fährt sie auch auf den SPÖ-Parteitag nach Graz und recherchiert dort.
Aber das ist dann der Teil des Mittagessens, über den ich nicht schreiben darf.
Zu den drei Hacken
Was man hier isst: Hausmannskost
Was man wissen muss: Dass die Portionen für eine gute Tripadvisor-Bewertung gemacht werden
Was TripAdvisor Gäste kritisieren: „Die Toilette war zu eng.“
Was TripAdvisor Gäste lieben: „Das Münchner Augustiner Bier“
Wen man hier trifft: Touristen und Eva Dichand
Singerstraße 28, 1010 Wien
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