Ein Gang mit … Susanne Schnabl
Es gibt Zufälle im Leben, die sind sehr Aha, und einer davon lässt Claudia Reiterer gerade über die Straße gehen. Es ist ein Donnerstag Ende April, kurz vor halb zwei, Reiterer ist ganz in Weiß, stark geschminkt und ziemlich herausgeputzt. Ein ortsüblicher Auftritt, wir sind schließlich mitten in Hietzing. Oder kommt/geht sie gerade von/zu einem Termin? Aber welcher Termin? Reiterer war viele Jahre lang Moderatorin des Diskussionsformats „Im Zentrum“, sie musste ihre Sendung zum Jahresbeginn aber abgeben. Mit Ende April verlässt sie auch den ORF, für den sie fast 30 Jahre in unterschiedlichen Funktionen gearbeitet hat. Was danach kommt, ist noch nicht offiziell bekannt. Ich könnte sie also fragen, neugierig genug wäre ich. Das Problem ist nur: Ich bin schon spät dran. Gleich ums Eck wartet nämlich mein Termin: Ich treffe Susanne Schnabl. Ausgerechnet Schnabl. Anfang des Jahres hat sie nicht nur Reiterers Sendung übernommen, sondern die Funktionen als stellvertretende Sendungsverantwortliche der ORF-Diskussionssendungen gleich mit dazu.
Wenn Susanne Schnabl Politiker interviewt, dann grillt sie sie nicht oder liefert sich einen quotenträchtigen Schaukampf, so wie Armin Wolf das manchmal macht. Schnabl verwickelt ihre Interviewpartner gern in ein Gespräch.
Die „Waldemar Tagesbar“ gleich ums Eck vom Hietzinger Platz in der Altgasse: ein unscheinbarer Ort im Gebäude des Union-Sportkomplexes, im Haus gibt es neben Büros und Turnsälen auch noch eine Tanzschule. Als ich ankomme, ist Schnabl tatsächlich bereits da, sie sitzt am ersten Tisch an der Wand, gleich bei der Bar, gelbes T-Shirt, schwarze Weste, Büro-Outfit im besten Sinn. Sie hat den Termin zwischen zwei Meetings reingepresst, vier Tage nach unserem Treffen sind Wien-Wahlen, da gibt es noch einiges zu besprechen, auch was die Aufteilung und Struktur der Talkformate betrifft. Schnabl hat deswegen nicht so rasend viel Zeit, sie muss gleich wieder auf den Küniglberg und bestellt nur einen kleinen Avocado-Toast mit Kresse und pochiertem Ei (11,90 Euro). Ich nehme einen „Tremendous Burger“ (16,90 Euro), beides ist nicht der Rede wert, der Burger schmeckt wie jedes x-beliebige Convenience-Essen, das sonst aus den Ghost-Kitchens von Foodora kommt, gut möglich, dass er ein sehr naher Verwandter ist.