Powerlunch

Ein Gang mit … Veronika Bohrn-Mena

Wenn man sich mit Veronika Bohrn-Mena trifft, dann gibt es seit ein paar Monaten eigentlich nur ein Thema, über das man mit ihr reden sollte. Dabei ist das ziemlich langweilig – für alle, außer vielleicht für sie selbst.

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Veronika Bohrn-Mena mag die Grünen nicht besonders. Das ist vielleicht nicht wirklich überraschend, aber so dezidiert ausgesprochen doch ganz interessant. „Nein, ich hab noch nie die Grünen gewählt“, sagt sie. „Eigentlich hab ich immer SPÖ gewählt, und wenn ich mich geärgert habe, dann die KPÖ.“ 20 Minuten unseres Mittagessens sind da vergangen, und ich finde, das ist eigentlich keine ganz schlechte Standortbestimmung.

Schrems, hoch oben im Waldviertel, nur ein paar Kilometer von der tschechischen Grenze, aber fast 90 Fahrminuten von der Wiener Innenstadt entfernt. Wir sitzen im Gasthaus „Zum Waldviertler Sepp“. Das Lokal ist so was wie das Stammlokal von Veronika Bohrn-Mena, zwei bis drei Mal die Woche isst sie hier. Sie wohnt seit einiger Zeit in einem kleinen Ort gleich in der Nähe, dort gibt es kein Wirtshaus und keinen Supermarkt, dafür eine Volksschule mit Nachmittagsbetreuung, was durchaus erwähnenswert ist, sagt sie, vor allem in Niederösterreich: „Wir haben einen roten Bürgermeister und 28 KPÖ-Wähler:innen.“ Dass die Anzahl der KPÖ-Wähler:innen ein anerkannter Parameter für die Lebensqualität eines Orts ist, war mir neu, wenn man kurz darüber nachdenkt, ergibt das aber Sinn, und zwar für alle Weltanschauungen.

Es ist ziemlich viel los beim Waldviertler Sepp, einer eigenartigen Mischung aus Heurigen und Dorfwirtshaus. Jeder Tisch ist besetzt, offenbar gibt es in dieser Ecke des Waldviertels mehr Touristen als KPÖ-Wähler. Die Kellnerinnen, alle tätowiert, alle im Dirndl, kommen ordentlich ins Schwitzen. Veronika Bohrn-Mena hat sich ganz hinten in den Gastgarten gehockt, von dort kann sie alles überblicken, und das ist ja nie ganz schlecht.

Markus  Huber

Markus Huber

ist im Hauptberuf Herausgeber des Magazins „Fleisch“ und schreibt für profil alle zwei Wochen die Kolumne „Powerlunch“.