Einsamkeit - ein Gefühl in Zahlen

In Österreich hat sich der Anteil der alleinstehenden Menschen in den vergangenen 50 Jahren rasant erhöht.

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Im Jahr 1971 lebten in Österreich 5,4 Prozent der Männer und 11,9 Prozent der Frauen allein in einem Haushalt. 2017 waren es schon 15 beziehungsweise 18,2 Prozent.

EU-weit beträgt der Anteil der Ein-Personen-Haushalte fast ein Drittel. Der durchschnittliche europäische Haushalt umfasste zuletzt 2,3 Personen, wobei Kroatien, Polen und die Slowakei mit 2,8 Personen die größten, Deutschland und die skandinavischen Staaten mit etwa zwei Prozent die kleinsten Haushalte aufweisen. In Schweden, Dänemark und Litauen waren laut Eurostat im Jahr 2016 mehr als 50 Prozent aller Haushalte Single-Haushalte. Außerdem zeigt die europäische Analyse ein deutliches Stadt-Land-Gefälle. In urbanen Regionen ist der Anteil der Ein-Personen-Haushalte wesentlich höher.

Die Statistik belegt, was sich täglich beobachten lässt: Das alte Modell Großfamilie löst sich auf, Beziehungen werden nicht auf Biegen und Brechen aufrechterhalten, Individualität ist nicht nur Einstellung, sondern Lebensmodell.

Betrachtet man die Alleinlebenden in den verschiedenen Altersgruppen, zeigen sich deutliche Geschlechterunterschiede.

Von den 20-bis 24-jährigen Männern leben in Österreich noch mehr als zwei Drittel (nämlich 68,5 Prozent) bei den Eltern, unter den gleichaltrigen Frauen sind es nur 56,4 Prozent. Später pendelt sich bei den Männern der Anteil der Alleinlebenden bei rund 20 Prozent ein und steigt auch im hohen Alter nicht signifikant an. Ganz anders bei den Frauen, bei denen schon 28,2 Prozent der 60-bis 69-Jährigen allein leben und sogar 58,7 Prozent der über 80-Jährigen. Dies erklärt sich einerseits durch die höhere Lebenserwartung von Frauen, andererseits durch den durchschnittlichen Altersunterschied zwischen Ehepartnern und Lebensgefährten.

Tatsächlich ist Alleinleben eine Altersfrage: EU-weit machen Menschen über 65 Jahre fast 40 Prozent aller Ein-Personen-Haushalte aus.

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur und ist seit 2020 Textchef dieses Magazins.