EM 2016: 7 Gründe, warum Österreich die Qualifikation schaffen wird
profil online fasst für Sie die sieben wichtigsten Argumente zusammen, warum es diesmal endlich wieder für die Qualifikation reichen sollte:
1. Der Qualifikations-Modus
"Wenn sich 24 von 54 Nationen qualifizieren, ist es rein statistisch gesehen leichter", gab ÖFB-Präsident Windtner Anfang dieser Woche zu Protokoll und hat damit natürlich absolut recht. Noch nie war es von der Papierform her so einfach, sich für ein Großereignis zu qualifizieren: Die ersten beiden jeder Gruppe und der punktbeste Dritte (die Resultate der Partien gegen den Gruppenletzten werden in den Sechsergruppen nicht berücksichtigt) sind fix in Frankreich mit dabei, die acht verbleibenden Gruppendritten ermitteln in Play-off-Spielen mit Hin- und Rückspiel die restlichen vier Endrundenteilnehmer. Mit einer guten Portion Zynismus formuliert: Sollte es auch mit diesem Modus schließlich nicht zur EM-Teilnahme reichen, wäre es für das ÖFB-Team wohl das Beste, die zukünftigen Qualifikationen freiwillig auszulassen, die dadurch entstehende Zeit sinnvoll zu nutzen und einfach abzuwarten, bis das Endrundenteilnehmerkontingent auf 32 oder 48 Nationen aufgestockt wird.
2. Die Gruppengegner
Mit Russland, Schweden, Montenegro, Moldawien und Liechtenstein hat man durchwegs Gegner zugelost bekommen, denen man zumindest an guten Tagen auf Augenhöhe begegnen kann. Dass man gegen die Schweden nicht ohne Chance ist, hat man spätestens im Zuge der Qualifikation zur WM in Brasilien gesehen, als man zuhause mit 2:1 gewann und im wichtigen Rückspiel etwas unglücklich mit dem gleichen Resultat den Kürzeren zog. Der entscheidende Faktor wird in diesem Zusammenhang wohl auch in den nächsten beiden Duellen sein, wie gut man Superstar Zlatan Ibrahimovic in den Griff bekommt. Russland hat bei der WM alles andere als überzeugt und zählte eindeutig zu den schwächeren Mannschaften des Turnieres. Vor den Montenegrinern dürfte man nach deren teilweise tollen Auftritten in den letzten Jahren absolut gewarnt sein. Dass man die Südosteuropäer keineswegs unterschätzen wird, zeigen Statements aus dem ÖFB-Umfeld im Vorfeld der Qualifikation deutlich. Moldawien sollte zumindest im Heimspiel kein Stolperstein werden - auswärts hat man in den letzten Jahren gegen Gegner dieses Formates allerdings allzu oft entscheidende Punkte liegen gelassen. Das Match in Chisinau am 9. Oktober 2014 könnte deshalb zu einem absoluten Schlüsselspiel avancieren. Dann bliebe noch Liechtenstein: Jene Zeiten, als man sich realistischerweise fürchten musste, sogar gegen das kleine Fürstentum Punkte abgeben zu müssen, sollten jedoch hoffentlich endgültig der Vergangenheit angehören. Hoffentlich.
3. Der Legionärs-Faktor
Dass immer mehr Akteure im ÖFB-Kader (teilweise in Top-Ligen) im Ausland tätig sind, ist wohl ein ganz entscheidender Faktor dafür, dass in den letzten Jahren eine zwar langsame, aber immerhin doch deutlich erkennbare Entwicklung des Nationalteams zum Positiven zu beobachten war. Von den 23 gegen Schweden aufgebotenen Spielern verdienen nur sieben ihr tägliches Brot in heimischen Gefilden. Fünf davon (Hinteregger, Ilsanker, Leitgeb, Lazaro und Sabitzer) stehen bei Meister Red Bull Salzburg unter Vertrag, zwei (Lindner und Suttner) bei der Austria. Im Vergleich zu Kaderzusammensetzungen während der Constantini-, Hickersberger- oder gar Krankl-Ära ist hier doch ein deutlicher Trend auszumachen.
4. Neues Selbstvertrauen und Realismus
Als fast logische Konsequenz aus Punkt 3 ergibt sich ein neues Selbstwertgefühl vieler Schlüsselspieler. Allen voran Legionäre wie David Alaba und Zlatko Junuzovic, die bei ihren Vereinen in der Deutschen Bundesliga tragende Rollen einnehmen, repräsentieren eine Einstellung, die ehrgeizige Ansprüche mit einer realistischen Selbsteinschätzung paaren. Aussagen wie zuletzt von Alaba ("Wir haben viel vor und uns Ziele gesetzt. Das erste davon ist Schweden, darauf wollen wir uns so gut wie möglich vorbereiten.") zeugen auf der einen Seite von einer gesunden Fokussierung und Selbstvertrauen; Sätze wie "Wir sind in einer sehr ausgeglichenen Gruppe. Wir können jeden Gegner schlagen, können aber auch gegen jeden schlecht ausschauen" (Junuzovic) sind wiederum quasi die Antithese zur ur-österreichischen Einstellung, dass man gegen manche Gegner sowieso keine Chance habe und andere wiederum "a gmahde Wiesn" sein müssten.
5. Die internationale Erfahrung
Nicht nur die große Anzahl an Legionären im Teamkader ist dafür verantwortlich, dass "fehlende internationale Erfahrung" während dieser Qualifikation keine Ausrede mehr sein darf. Alle ÖFB-Schlüsselspieler haben bereits mehrfach auf größeren Fußballbühnen agiert - fast jeder Kaderspieler hat zumindest Euro-League-Erfahrung.
6. Die Eingespieltheit
Teamchef Marcel Koller ist bekanntlich ein Freund der Kontinuität - ein Faktum, das sich auch im aktuellen Teamkader widerspiegelt. Der Stamm der Mannschaft ist seit seinem Amtsantritt nahezu unverändert geblieben, nur hie und da werden leichte Modifikationen vorgenommen. Der Schweizer hatte die letzten drei Jahre Zeit, Aufbauarbeit zu leisten und dem Team seine Spielidee näherzubringen - nun sollen endlich die Früchte geerntet werden. Ein nicht unwesentlicher Punkt könnte dabei sein, dass er mittlerweile auf Mannschaftsblöcke zurückgreifen kann, die sich auch aus dem Verein kennen. Neben dem angesprochenen Salzburg-Block würde sich derzeit zum Beispiel anbieten, auf der rechten Seite das eingespielte Stuttgarter Flügel-Duo Klein und Harnik einzusetzen. "Es ist sicher zu begrüßen, wenn man sich kennt und jede Woche miteinander auf dem Platz steht", erklärte der Teamchef.
7. Junge rücken nach
Die diversen ÖFB-Nachwuchsformationen ließen in den vergangenen Jahren bekanntlich in regelmäßigen Abständen mit Erfolgsmeldungen aufhorchen. Gründe dafür sind unter anderem das Erstellen eines echten Nachwuchskonzeptes von Seiten des Verbandes, eine gezieltere Arbeit in den Akademien und ein Umdenken in den beiden höchsten österreichischen Spielklassen hin zum vermehrten Einsatz junger heimischer Spieler. Hinzu kommt, dass immer mehr Nachwuchskicker (nach dem Vorbild Alabas) früh den Sprung ins Ausland wagen und versuchen, dort ihren Weg zu machen. Um die Zukunft des österreichischen Fußballs muss man sich daher wohl mittelfristig keine allzu großen Sorgen machen. Mit Martin Hinteregger, Kevin Wimmer, Valentin Lazaro und Marcel Sabitzer haben bereits vier U21-Spieler den Sprung in den Schweden-Kader geschafft. Vielversprechende Talente wie Grödig-Tormann Cican Stankovic, Rapid-Mittelfeldwirbler Louis Schaub oder Sturm Graz-Goalgetter Marco Djuricin könnten als nächste den Sprung in Kollers Team schaffen. Und dahinter bringen sich bereits Rohdiamanten wie Marcel Ritzmaier (PSV Eindhoven), Kevin Stöger (1. FC Kaiserslautern), Christian Gartner (Fortuna Düsseldorf), Michael Gregoritsch (Vfl Bochum), Philipp Lienhart (Real Madrid), Sinan Bytyqi (Manchester City), Patrick Puchegger (FC Bayern München) und Florian Grillitsch (Werder Bremen) in Stellung.
Mögliche Aufstellungen
Fußball-EM-Qualifikation (Gruppe G, 2. Runde): Moldawien - Österreich (Donnerstag, 20.45 Uhr/live ORF eins, Chisinau, Stadion Zimbru, SR Manuel De Sousa/POR)
Moldawien: Cebanu (Mordowja Saransk/RUS/6 Länderspiele) - Golovatenco (Sibir Nowosibirsk/RUS/61/3 Tore), Epureanu (Istanbul Basaksehir/TUR/59/4), Armas (Kuban Krasnodar/RUS/34/2), Racu (Veris Chisinau/27/1) - A. Antoniuc (Milsami Orhei/17/2), Ionita (Hellas Verona/ITA/12/2), Gatcan (FK Rostow/RUS/36/1), Dedov (Zimbru Chisinau/20/1) - Sidorenco (Hapoel Nazareth-Illit/ISR/17/6) - Picusceac (Amkar Perm/RUS/20/2)
Ersatz: Calancea (Ceahlaul Piatra Neamt/ROM/12), Koselev (FC Saxan Gagauz Yeri/0) - Burghui (Zimbru Chisinau/4/0), Erhan (Zimbru Chisinau/1/0), I. Jardan (Zimbru Chisinau/1/0), V. Jardan (Dacia Chisinau/0), Carp (CFR Cluj/ROM/1/0), Cojocari (Milsami Orhei/9/1), Gheorghiev (Sheriff Tiraspol/11/0), Patras (Milsami Orhei/17/0), Rata (FC Tiraspol/0), Posmac (Dacia Chisinau/10/1)
Österreich: Almer (Hannover 96/GER/ 16) - Klein (VfB Stuttgart/GER/21/0), Dragovic (Dynamo Kiew/UKR/31/0), Hinteregger (RB Salzburg/4/0) oder Prödl (Werder Bremen/GER/45/4), Fuchs (Schalke 04/GER/61/1) - Baumgartlinger (Mainz 05/GER/32/1), Alaba (Bayern München/GER/33/7) - Harnik (VfB Stuttgart/GER/44/10), Junuzovic (Werder Bremen/GER/33/4), Arnautovic (Stoke City/ENG/36/7) - Janko (Sydney FC/AUS/41/17)
Ersatz: Lindner (Austria Wien/7), Özcan (FC Ingolstadt/GER/2) - Garics (FC Bologna/ITA/40/2), Suttner (Austria Wien/13/0), Wimmer (1. FC Köln/GER/1/0), Ilsanker (RB Salzburg/2/0), Lazaro (RB Salzburg/3/0), Leitgeb (RB Salzburg/39/0), Sabitzer (RB Salzburg/6/2), Hinterseer (FC Ingolstadt/GER/3/0), Okotie (1860 München/GER/6/0)
Fraglich: Hinteregger (Entzündung der Gelenkskapsel im linken Knie)
Die weiteren Donnerstag-Spiele (jeweils 20.45 Uhr): Schweden - Russland, Liechtenstein - Montenegro
Die nächste Runde am Sonntag: Österreich - Montenegro, Russland - Moldawien (jeweils 18.00 Uhr), Schweden - Liechtenstein (20.45 Uhr)