Fußball

EM-Tagebuch, Woche 1: Die Renasurierung

In Österreich liegt die Koalition in den letzten Zügen, in Deutschland fahren nicht mal mehr die. Aber das ist wohl Manuel Neuers geringste Sorge. Außerdem: Niveacremes und Nasenbeinbrüche, Regenbogenstimmung und Rückenschmerzmöbel – die erste EURO-Woche im profil-EM-Tagebuch.

Drucken

Schriftgröße

Eine Frage hängt über dieser ersten EURO-Woche wie eine Gewitterzelle über dem Westfalenstadion. Sie lautet: Wäre es eigentlich im Sinn des europäischen Renaturierungsgesetzes, drei oder vier Einkaufszentren pro Bundesland zu Fußballplätzen umzurüsten? Wir werden aus dem Gesetzestext leider nicht ganz schlau, aber damit sind wir, wie wir den Medien entnehmen, wohl nicht die Einzigen. Aber die Idee hat Charme: Der Bedarf scheint gegeben, und man könnte diese innovative Form der Ortsrandbegrünung bestimmt auch parteiübergreifend popularisieren, die Begeisterung fürs kollektive Kicken ist derzeit im Land jedenfalls groß wie selten zuvor.

Das diesbezüglich entscheidende Spiel – also jenes zwischen dem Österreichischen Nationalteam und der Equipe aus Polen – findet leider nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe statt, die UEFA zeigt zum wiederholten Mal null Rücksicht auf österreichische Nachrichtenmagazine. Zum Glück gibt es Leonore Gewessler, die uns derzeit Stoff für etliche Ausgaben liefert – und zwar pünktlich.

Die Koalition liegt also in den letzten Zügen und teilt dieses Schicksal mit Hunderten österreichischen Fußballfans, die versucht hatten, zum ersten Ösi-Match gegen Frankreich nach Düsseldorf zu fahren und dabei leider auf die Deutsche Bahn angewiesen waren. Diese wiederum wurde ihrem Ruf voll gerecht und zog bei erster Gelegenheit, also gleich in Passau, einen Schienenersatzverkehr ein, der zu erheblicher Verwirrung sowie ausreichend Verspätung führte.

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur, ist seit 2020 Textchef dieses Magazins und zählt zum Kernteam von faktiv.