"Error 404": Grüße aus Digitalien
Wer tippte den ersten Hashtag? Wie tragfähig ist das Klischee, laut welchem Frauen und Technik in einer schwierigen Beziehung miteinander stehen? Wie können wir unsere persönlichen Freiheiten im Dschungel des Netzes bewahren und sogar ausbauen? Was hat es mit der Orwell'schen Überwachung auf sich? Michaela Ernst, langjährige profil-Autorin und Chefredakteurin des Wirtschaftsmagazins "Sheconomy", begibt sich in ihrem neuen Buch "Error 404" (bei ecowin) auf einen ebenso amüsanten wie fundierten Spaziergang durch die Historie und die jüngsten Errungenschaften des Internets.
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Im Oktober 2017, nach dem Ausbruch des Weinstein-Skandals, erzeugte das kleine Doppelkreuz in Kombination mit MeToo eine globale Feminismusbewegung. Die Idee für die Raute entstand jedoch schon ein Jahrzehnt zuvor: Der Internetaktivist Chris Messina setzte das Prinzip erstmals 2007 ein, um Diskussionen bei einem Informatikertreffen einfacher zu organisieren. Wenig später erwies sich die Raute als lebensrettend: Mit #sandieonfire wurden die Bewohner Südkaliforniens über den Verlauf der Waldbrände auf dem Laufenden gehalten.
Ada Lovelace
Klingt nach einer frivolen Heldin aus einem Schundroman, war aber jene Frau, die als erster Mensch eine Art Computer programmierte. Die britische Mathematikerin (1815-1852) arbeitete eng mit dem Erfinder Charles Babbage zusammen. Er entwickelte eine mechanische Rechenmaschine, sie die Sprache, die sie zum Laufen brachte.
Der Kuschelroboter
In Japan wird Paro, der Roboter mit dem Antlitz einer Baby-Seerobbe und der Fähigkeit, sich Namen zu merken, bereits in Altersheimen und Spitälern eingesetzt, um haptische Defizite auszugleichen. Was in Europa wahrscheinlich ethische Debatten auslösen würde, ist in Japan bereits integrativer Teil des Alltags. Schließlich wütet das Virus Einsamkeit in einer Arbeitswelt, in der kaum noch Zeit für soziale Beziehungen bleibt, im Alter besonders hart.
Jobkrise
Laut einer Studie der Oxford-Ökonomen Carl Benedict Frey und Michael A. Osborne werden in den kommenden 15 Jahren von den 700 in den USA untersuchten Berufsgruppen 47 Prozent dem Untergang geweiht sein. Neben Taxifahrern, Holzfällern, Lagerarbeitern und Steuerberatern stehen auch Zeitungsjournalisten auf der Abschussliste. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: "Die Presse ist das moralischste Werkzeug der Welt von heute. Durch die Furcht vor der Presse werden mehr Verbrechen, Korruption und Unmoral verhindert als durch das Gesetz", sagte der große US-Verleger Joseph Pulitzer. Das Zitat gilt heute ebenso wie zu seiner Entstehung vor mehr als einem Jahrhundert. Den moralischen Auftrag der Medien werden künstliche Intelligenzen wohl nicht so bald übernehmen können, denn das emotionale Werkzeug Leidenschaft lässt sich schwer programmieren.
Michaela Ernst: Error 404. ecowin, 22 Euro, 230 Seiten