eSports als Millionengeschäft

eSports, also das kompetitive Spielen von Computerspielen, begeistern immer mehr Menschen und werden finanziell immer attraktiver, sowohl für die Wettkämpfer als auch für Unternehmen. Vom 2. bis zum 12. August findet mit dem Turnier "The International" für das Videospiel DOTA 2 das größte einschlägige Event statt.

Drucken

Schriftgröße

Wenn sich die besten Teams der DOTA 2-Szene diese Woche zunächst in einer Gruppenphase und ab Montag im K.O.-System in Seattle messen, geht es nicht nur um Ruhm und Anerkennung, sondern um eine Menge Geld. Das Turnier "The International" (kurz: TI), welches heuer in seiner siebten Auflage stattfindet, ist mit mehr als 23 Millionen Dollar dotiert – ein Rekordwert und ungefähr doppelt so hoch wie das heurige "Golf Masters" in Augusta. Alleine 10 Millionen Dollar winken dem siegreichen Team. Der Großteil des Geldes wird dabei durch die Fans selbst eingebracht, die als Gegenleistung mit besonderen Boni für das Spiel DOTA 2 (kurz für: Defense of the Ancients 2) belohnt werden. Jahr für Jahr setzt TI neue Maßstäbe und mauserte sich dadurch zum Aushängeschild einer Szene, die rasant im Wachsen begriffen ist. Längst ist der eSport in der Mitte der Gesellschaft angekommen und sorgt bei aktiven und passiven eSportlern für Begeisterung. Vor herkömmlichen, "analogen" Sportarten braucht sich der eSport nicht zu verstecken.

"TI7" als Vorbild

TI7 ist dabei das beste Beispiel, wie weit der Professionalisierungsgrad von eSports bereits vorangeschritten ist. Zehntausende Besucher werden in den nächsten Tagen das Geschehen in der "KeyArena" – der eigentlichen Heimstätte der Basketballteams Seattle Storm und Seattle Redhawks – live mitverfolgen und für Feierstimmung sorgen. Nähergebracht wird den Interessierten das Event auf höchstem technischen Niveau und mit großem personellen Aufwand. Dutzende Kommentatoren und Analysten begleiten das Turnier und glänzen mit Fachwissen und Enthusiasmus. Dass diese Eigenschaften nicht selbstverständlich sind, beweisen althergebrachte Sportübertragungen immer wieder. Die Übertragungen von TI7 stehen gratis via Livestream zur Verfügung (etwa auf Twitch oder YouTube) und richten sich an ein internationales Publikum. So sind neben den englischen auch Streams für die großen Märkte China und Russland vorhanden. Darüber hinaus gibt es besondere Streams für Neulinge, in denen das mitunter hektische und unübersichtliche Geschehen besonders einsteigerfreundlich und detailliert erklärt wird.

Und wo bleibt Österreich?

Die teilnehmenden Spieler bei The International kommen aus der ganzen Welt. So existieren große eSport-Communities beispielsweise in Nordamerika, China, Russland oder Südostasien. Aber auch in Europa tun sich Länder wie Schweden oder Deutschland kontinuierlich hervor. Österreich spielt im Vergleich dazu kaum eine Rolle. Kein heimisches Team nahm an den heurigen Vorausscheidungen für The International teil. Das liegt sowohl an schlechteren strukturellen Voraussetzungen als auch an vergleichsweise geringer Sponsorentätigkeit. Obwohl die Größe der österreichischen Szene um 2010 rückläufig war, ist in jüngster Zeit dennoch ein deutlicher Aufwärtstrend zu bemerken. Stefan Baloh vom eSport-Verband Österreich spricht deshalb auch von einem "zweiten Frühling des eSports" in Österreich. Junge Leute zeigen verstärkt Interesse, sich ehrenamtlich zu engagieren, um die heimischen Bedingungen zu verbessern.

Spielende Vollprofis

Doch funktionierende Strukturen und eine aktive Spielergemeinschaft allein sind keine Garantien für eine erfolgreiche eSport-Karriere. Die psychischen und physischen Anforderungen sind hoch, der notwendige Trainingsaufwand enorm. Während der Wettbewerbe gilt es Höchstleistungen zu vollbringen und oft über viele Stunden konzentriert zu bleiben. Für Mitglieder von Profi-Teams sind ihre eSport-Karrieren Vollzeitjobs, wirklich Leben können davon allerdings nur jene, die auf höchstem Level an internationalen Turnieren teilnehmen. Ähnlich wie im Spitzensport, sollte man sich jedoch spätestens mit 30 Jahren langsam nach neuen Tätigkeitsfeldern umschauen. Während junge Talent bereits mit 16 Jahren unter den Profis mitmischen, gehört man mit Mitte bis Ende 20 bereits zum alten Eisen und muss körperlichen Verschleißerscheinungen und nachlassender Reaktionsfähigkeit Tribut zollen. Früh übt sich also, wer als eSportler Karriere machen will. Somit könnte vielleicht auch in Zukunft ein österreichischer Export bei den großen Turnieren der Zunft zu bewundern sein.

Lesen Sie auch: