EURO 2016: Ausschreitungen von englischen Fans in Marseille
Zwei Personen, darunter ein Brite, seien vorübergehend zur Befragung festgenommen worden, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Pierre-Henri Brandet, dem Sender BFMTV. Vier Polizisten seien leicht verletzt worden.
Zu den Zusammenstößen kam es gegen Mitternacht vor zwei britischen und irischen Pubs direkt am Kai des alten Hafens von Marseille. Dabei sollen Schmähgesänge wie "Isis, where are you?" (Isis, wo seid ihr?) angestimmt worden sein. Terroristen des sogenannten Islamischen Staates (IS oder Isis) waren im vergangenen Jahr für die blutigen Anschläge in Frankreich verantwortlich.
Auf Videos ist zu sehen, dass bei der Auseinandersetzung auch mit Stühlen geworfen wurde. Der Polizeipräfekt von Marseille, Laurent Nunez, sprach auf France Info von hoher Gewaltbereitschaft der Fans. Ein 24-Jähriger wurde festgenommen, weil er eine Bierdose auf Polizisten geworfen haben soll.
Englische Zeitungen schrieben, dass einheimische Jugendliche die Fans attackiert hätten. "Das war ein hinterhältiger Angriff. Die wussten genau, wo wir waren, und wollten uns eindeutig verletzen", zitierte das Boulevardblatt "The Sun" einen Fan namens Chris Lord. Ein anderer sagte, die Engländer hätten sich nur gewehrt. Der englische Fan-Koordinator Kevin Miles sagte, Jugendliche hätten die feiernden Anhänger überfallen.
Die UEFA bedauerte die Auseinandersetzungen. Der Europäische Fußballverband appellierte an alle Fans, sich während des Turniers respektvoll zu verhalten, wie die "Daily Mail" unter Berufung auf die UEFA berichtete. Auch der britische Fußballverband FA forderte Respekt von den Fans. Die Organisation verurteilte die Vorfälle von Marseille und das Verhalten in einer Mitteilung.
England bestreitet am Samstag sein erstes EM-Gruppenspiel gegen Russland in Marseille (21.00/live ORF eins). Britische Medien erinnerten an Randale englischer Fans ebenfalls in Marseille während der Weltmeisterschaft 1998. Damals hatten sich zumeist betrunkene Anhänger der Three Lions über zwei Tage heftige Auseinandersetzungen mit einheimischen Jugendlichen und tunesischen Fans geliefert. Dutzende Menschen wurden verletzt.