Traumstart reicht nicht

Europa League: SK Rapid Wien vs. HJK Helsinki - Ergebnis 3:3

Fußball. SK Rapid Wien schenkt Helsinki Aufstieg

Drucken

Schriftgröße

Die Hütteldorfer, die vor einer Woche in Finnland 1:2 verloren hatten, führten zwar vor 21.100 Zuschauern durch einen Doppelpack von Louis Schaub (10., 13.) früh 2:0, gerieten dann aber 2:3 in Rückstand, ehe Dominik Wydra noch das 3:3 (93.) gelang.

Damit ist Österreich am Freitag (ab 13.00 Uhr) in Monaco bei der Auslosung für die Europa-League-Gruppenphase nur durch den im Champions-League-Play-off gescheiterten Meister Red Bull Salzburg vertreten. Die Rapidler dominierten die Partie gegen den Verein ihres langjährigen Clubkollegen Markus Heikkinen zwar über weite Strecken klar, doch zwei Treffer nach Standards - ein Abstauber von Macoumba Kandji (15.) nach einem Eckball und ein Freistoßtor von Nikolai Alho (76.) - brachten den Traum von der dritten Europa-League-Gruppenteilnahme en suite zum Platzen. Nach einer harten Elferentscheidung glückte Helsinki durch Demba Savage sogar die kurzzeitige 3:2-Führung (88.).

Rapid spielte mit einer einzigen Ausnahme - Stefan Schwab anstelle von Thanos Petsos - mit derselben Startelf wie beim 2:2 am Sonntag im Derby bei der Austria. Das Team von Trainer Zoran Barisic begann extrem aggressiv und hätte beinahe schon nach 25 Sekunden jubeln dürfen, denn nach einer Flanke von Florian Kainz landete ein Schaub-Kopfball an der Stange.

Danach probierte es Brian Behrendt mit Distanzschüssen (5./knapp daneben, 6./gehalten), ehe Schaub nach Pass von Robert Beric die Führung in Minute zehn besorgte. Und nicht einmal drei Minuten später jagte Schaub den Ball von der Strafraumgrenze schon zum 2:0 ins Kreuzeck. Doch die Freude über diese klare und hochverdiente Führung währte nur kurz, denn nach einem Eckball staubte der Senegalese Kandji zum 1:2 ab.

Nach diesem Gegentor war es mit dem dynamischen Spiel von Rapid zunächst vorbei, erst nach der Pause fanden die Grün-Weißen wieder in die Spur und setzten die Gäste aus Finnland unter Dauerdruck, ohne aber daraus Kapital zu schlagen. Helsinki-Tormann Toni Doblas zeigte nach einem Hofmann-Corner erste Schwächen, wodurch Außenverteidiger Veli Lampi beinahe ein Eigentor erzielte, wäre nicht der am langen Eck stehende Demba Savage als Retter in höchster Not eingesprungen (48.).

In der 51. Minute folgte nach einer Hofmann-Freistoßflanke der nächste Doblas-Patzer, dessen Faustabwehr diesmal seinen Innenverteidiger Valtteri Moren am Kopf traf und deshalb erneut fast ein Eigentor produzierte (53.). Wenig später prüfte Wydra, der in der Halbzeit für den verletzten Behrendt (Rissquetschwunde) kam, Doblas mit einem Weitschuss (56.). Auf der Gegenseite sorgte erneut Kandji für Gefahr, der aber an Novota scheiterte (62./Fußabwehr).

Beric ließ die nächste Rapid-Chance aus (73./Doblas hält), ehe Alho (76.) mit einem perfekt über die Mauer gezirkelten Freistoß die Finnen endgültig auf Europa-League-Kurs brachte (76.). Nach einem Zweikampf zwischen Mario Pavelic und Savage entschied der französische Referee Stephane Lannoy auf Elfer, den der Gefoulte selbst verwandelte. Wydra verhinderte im Finish noch die Heimniederlage von Rapid.

+++ Nachlese +++

Europa-League-Gruppenphase oder ein eher grauer Bundesliga-Herbst in einem zu großen Heimstadion. Rapid steht vor dem Duell mit dem finnischen Tabellenführer am Scheideweg. "Es ist die letzte Chance, dass wir etwas Großes erreichen können", erklärte Barisic, der vor einem nominell blassen Gegner einmal mehr warnte. "Mir kommt vor, dass gewisse Dinge schon selbstverständlich geworden sind, da fehlt vielleicht auch ein bisschen der Respekt", meinte der Wiener angesichts von vier EL-Gruppenphasenteilnahmen Rapids in den jüngsten fünf Jahren.

Statistik spricht für Rapid
Statistisch gesehen kann unter Berücksichtigung der jüngeren Vergangenheit auch heuer quasi nichts schief gehen. Schon 2012 waren die Hütteldorfer in der Europa-League-Quali nach 1:2-Auswärtsniederlagen gegen Vojvodina Novi Sad und PAOK Saloniki weitergekommen. "Wir haben einen Rückstand schon öfters aufgeholt", betonte Innenverteidiger Mario Sonnleitner auch unter Verweis auf das 2:2 am vergangenen Sonntag im Wiener Derby. Da hatte man sich zweimal zurückgekämpft. "Wir haben gegen die Austria gesehen, dass wir eine lebende Mannschaft sind", sagte der 27-jährige Routinier im Team.

Während die Hütteldorfer das 2:2 dank Aufholjagd zumindest als Teilerfolg werten durften, kassierte HJK im Spitzenspiel bei Seinäjoen eine 0:2-Pleite. Geschuldet war das aber wohl auch der Rotation, die Trainer Mika Lehkosuo seiner Truppe verordnet hatte: Im Vergleich zum 2:1 gegen Rapid war das Team beim Anpfiff an neun Positionen verändert. Und verändert werden sich die Finnen möglicherweise auch am Donnerstag präsentieren. Kehren doch der finnische Teamspieler Teemu Tainio und sein Kollege im zentralen Mittelfeld, Rasmus Schüller, wieder zurück. "Man kann vielleicht sagen, dass sie jetzt besser aufgestellt sind", meinte Barisic über "eine Mannschaft, die über viel Erfahrung verfügt".

Barisic: "Nicht kopflos nach vorne stürmen"
Erfahrung, die am Donnerstag aber "egal" sein müsse, wie der Coach betonte. Der Auftrag an sein Team ist klar. "Wir werden nicht kopflos nach vorne stürmen. Aber wir wollen agieren, angriffslustig sein", erklärte Barisic, dessen Team dank des Auswärtstreffers von Louis Schaub ein 1:0 schon reichen würde. Ein Sieg - der erst dritte in dieser Saison (inkl. Cup) bzw. der erste seit über einem Monat (1:0 gegen Ried am 26. Juli) - ist aber in jedem Fall vonnöten. Bitter, dass man zuletzt stets die mangelhafte Chancenauswertung als größtes Manko identifizierte.

Für Sonnleitner ist ein Sieg freilich alles andere als ein Ding der Unmöglichkeit. "Wir haben gesehen, dass wir HJK schlagen können. Es war nicht so schlecht, wie es dargestellt wurde", erinnerte er sich an die unnötige Auswärtsniederlage in der Vorwoche. "Wir haben das Spiel im Griff gehabt, aus drei Unachtsamkeiten haben wir zwei Tore bekommen."

Optimismus ist groß
Im Idealfall startet man ähnlich überfallsartig wie die Austria mit dem 1:0 im Derby nach nur 17 Sekunden. "Wir hoffen auf ein schnelles Führungstor, es kann aber natürlich ein Geduldsspiel werden", gab Barisic zu Protokoll. Der Optimismus ist trotz nur sechs Punkten aus ebenso vielen Bundesligaspielen groß. "Die Mannschaft ist in richtig guter Form. Der Assist von Schaub für Beric und die Flanke Schrammels zum 2:2 durch Schwab sind Dinge, die uns Mut machen."

Zudem habe man gut regeneriert. "Wir werden ziemlich frisch in das Spiel gehen", sagte der Trainer, der aller Voraussicht nach auf Kapitän Steffen Hofmann zählen darf: "Er hat einige Schläge und Tritte abbekommen, wir gehen aber davon aus, dass er dabei ist." Wie schon im Derby nicht aus geht es sich hingegen für Christopher Dibon, der nach seiner im HJK-Hinspiel erlittenen Hüftprellung in der Innenverteidigung wohl wieder durch Maximilian Hofmann vertreten werden dürfte.

"Der Druck ist immer da"
Druck will Barisic nicht mehr als sonst verspüren. "Der Druck ist immer da, den macht sich die Mannschaft selbst", erklärte er. Ob auch auf den Rängen des Happel-Ovals Druck gemacht wird, bleibt für die Mannschaft nur zu hoffen. Bis Donnerstagmittag waren rund 12.700 Karten abgesetzt, der Club rechnet mit 16.000 bis 17.000 Zuschauern.

So viele werden am Sonntag beim Heimspiel gegen den Tabellendritten Grödig wohl nicht kommen, die Woche könnte aber mit dem EL-Aufstieg und einem Sprung auf Platz drei der Bundesliga eine Krönung erfahren. Es ist das Platzen des Knotens, den mancher Rapid-Fan schon hoffnungsfroh vernimmt. Selbst im angegrauten Happel-Stadion hätte der Herbst dann wieder Charme.

Mögliche Aufstellungen:

SK Rapid Wien - HJK Helsinki (Wien, Ernst-Happel-Stadion, 20.30 Uhr/ Live-Stream auf ORF 1, SR Stephane Lannoy/FRA).

Rapid: Novota - Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Schrammel - Petsos, Behrendt - Schaub, S. Hofmann, F. Kainz - Beric

Ersatz: Knoflach - Wydra, Stangl, Starkl, Schwab, Grahovac, Grozurek

Es fehlen: Dibon (Hüftprellung), Alar (Mittelfußknochen und Keilbein angebrochen), Schimpelsberger (Kreuzbandriss), Kuen (Adduktorenprobleme)

HJK: Doblas - Sorsa, Heikkinen, Moren, Lampi - Tainio, Schüller - Alho, Lod, Savage - Kandji

Ersatz: Eriksson - Baah, Heikkilä, Mannström, Perovuo, Väyrynen, Forssell, Zeneli

Der Aufsteiger steht in der Gruppenphase der Europa League. Auslosung am Freitag, 13.00 Uhr in Monaco.

Das Ernst-Happel-Stadion:

(APA/Red.)