Nur einen Schritt vom Sieg entfernt stolperte Frankreich

Frust "immens": Gastgeber Frankreich blieb Krönung versagt

Trainer Didier Deschamps bemühte sich nicht, dies zu verbergen. "Die Enttäuschung ist immens", sagte

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Trainer Didier Deschamps bemühte sich nicht, dies zu verbergen. "Die Enttäuschung ist immens", sagte der ehemalige französische Teamkapitän, der die Blauen 1998 und 2000 zu WM- und EM-Ehren geführt hatte. "Mir tun die Spieler leid. Es gibt keine Worte, sie zu trösten. Das ist hart, wirklich hart", meinte Deschamps weiter. Es werde Zeit brauchen, diese Enttäuschung zu verarbeiten.

Deschamps musste ebenso wie seine Spieler mitansehen, wie der neue Europameister Portugal mit einem am Ende doch noch überglücklichen Ronaldo kurz vor Mitternacht dort stand, wo er vor 18 Jahren den WM-Pokal überreicht bekommen hatte. Nichts wurde es mit der so erhofften triumphalen Fahrt zurück ins EM-Quartier in Clairefontaine. Nichts mit der ausgelassenen Feier am Montag. Staatspräsident Francois Hollande lud Mannschaft und Trainer aber zum Mittagessen in den Elyseepalast ein.

Mit der 0:1-Niederlage ging für die französische Nationalmannschaft eine lange Serie zu Ende. Zuvor 18 EM- oder WM-Spiele war man vor heimischer Kulisse auf dem Weg zu den Titelgewinnen 1984 (EM) und 1998 (WM) nicht besiegt worden. Bei der diesjährigen EM hatte die "Equipe Tricolore" in den sechs Spielen bis zum Finale fünf Siege errungen. Ein Gruppenspiel gegen die Schweiz endete torlos.

Nach dem Halbfinal-Triumph über Weltmeister Deutschland in Marseille noch voller Vorfreude auf das Finale, herrschte nach der Schlusspfiff im Stade de France für die Franzosen pure Niedergeschlagenheit. Während die Portugiesen den Coup ausgelassen feierten, saßen sie enttäuscht auf dem Spielfeld. Das Heimteam hätte die Partie in der regulären Spielzeit zu seinen Gunsten entscheiden müssen, als es die bessere Elf war und sich ein deutliches Chancenplus erarbeitete.

Der eingewechselte Andre-Pierre Gignac traf in der Nachspielzeit aber nur die Innenstange. Zuvor hatten Antoine Griezmann (66.), Olivier Giroud (75.) und Moussa Sissoko (84.) Möglichkeiten vorgefunden. Der starke Rui Patricio im portugiesischen Tor blieb aber unüberwindbar, Frankreichs Angriff - der stärkste des Turniers - wirkungslos.

Deschamps ortete eine gewisse Müdigkeit, wollte dies aber nicht als Ausrede gelten lassen. Kleinigkeiten hätten entschieden, meinte der ehemalige Mittelfeldstratege. Gratulationen gab es für den Europameister. Von einem unverdienten Champion - die Iberer haben auf dem Weg zum Titel nur eine Partie in der regulären Spielzeit gewonnen - wollte er nicht sprechen. "Vielleicht hat Portugal nicht viele Spiele gewonnen. Aber sie sind nicht zufällig im Finale gestanden", betonte Deschamps.

Der 47-Jährige darf sich dennoch ein wenig wie ein Gewinner der Heim-EM fühlen. 2012 hat Deschamps die ob Disziplinlosigkeiten diverser Spieler verrufene Nationalelf übernommen. In den vergangenen Jahren hat er sie zu einer starken, homogenen Einheit geformt. "Es gibt positive Aspekte, die Atmosphäre ist völlig anders, aber darüber können wir später sprechen", sagte er nun in Saint-Denis.

Es darf erwartet werden, dass Deschamps die Blauen auch zur WM 2018 in Russland führen wird. Sein Vertrag ist bis zum nächsten Großturnier datiert. Er selbst wollte nicht viel über seine Zukunft sprechen. "Ich brauche jetzt Zeit, das zu verdauen", meinte Deschamps. "Das ist nicht das Ende des Weges. Auch wenn es heute hart ist. Aber wir sollten daran denken, dass bessere Tage und eine aufregende Zukunft vor uns liegen", ließ er immerhin wissen.

Torhüter und Kapitän Hugo Lloris blickte bei aller Tristesse ebenfalls mit Zuversicht nach vorne. "Wir sind enttäuscht, aber wir haben ein Team, auf das wir aufbauen können", meinte der 29-Jährige. Noch etliche Jahre im Teamtrikot könnten die Stars Antoine Griezmann (25) und Paul Pogba (23) spielen. Die Zukunft gehört auch dem 22-jährigen Neo-Barcelona-Verteidiger Samuel Umtiti oder den 20-jährigen Flügelspielern Kingsley Coman (FC Bayern) und Anthony Martial (Manchester United).

Unterstützung bekam Deschamps von Thierry Henry. "Ich denke, er ist der Richtige für den Job", sagte sein ehemaliger Teamkollege. "Schauen wir einmal, ob wir es zur WM schaffen." Frankreich startet am 6. September in Weißrussland in die Qualifikation. Weitere Gegner sind die Niederlande, Schweden, Bulgarien und Luxemburg. Nur der Gruppenerste fährt fix nach Russland.