Nina Burger

Fußballerin Nina Burger: "Toni Polster ist Nebensache"

Die Frauen-Nationalelf steht kurz vor der EM-Qualifikation.

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profil: Das Land steht Kopf, weil die Nationalmannschaft bei der Euro spielt. Für die Erfolge der Frauen interessieren sich nur wenige. Beneiden Sie die Männer? Nina Burger: Nicht um die Euro-Teilnahme, weil die werden wir selber auch schaffen. Den großen Unterschied macht aber das Geld. Von uns verdient keine so viel, dass sie etwas sparen kann. Als Frau braucht man beruflich immer einen Plan B. Bei mir ist es die Polizei. Ich bin derzeit als Polizistin karenziert.

profil: Dass der Frauenfußball weniger populär ist, stört Sie nicht? Burger: Egal ist es uns natürlich nicht. Aber wir kennen es nicht anders. Ich hoffe, dass sich mit unseren Erfolgen jetzt etwas ändern wird. Die EM in den Niederlanden wäre ja das erste Großereignis, für das sich Österreich im Frauenfußball qualifiziert.

profil: Wie viel verdient eine Topkickerin? Burger: Das ist verschieden, als Profi so ab 1500 Euro. Ich spiele jetzt beim SC Sand in Deutschland und kann davon leben. Wir trainieren aber auch sieben Mal in der Woche, das ist ein Fulltimejob. Und wie gesagt: Viel sparen kann man nicht. Dafür habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Bei uns steht der Spaß im Vordergrund. Ich weiß nicht, ob das bei den Männern auch noch so ist.

profil: Kennen Sie die Mitglieder des Männerteams persönlich? Burger: Man trifft sich gelegentlich bei Veranstaltungen des ÖFB, aber ich hab noch mit keinem ein längeres Gespräch geführt. Das ergibt sich nicht. Es gibt auch in der Bundesliga kaum Vereine, die ein Männer-und ein Frauenteam haben. Sturm Graz ist eine Ausnahme, Austria Wien hat eine Kooperation, und in der kommenden Saison wird der jetzige Frauenfußballmeister, FSK St. Pölten, beim SKN St. Pölten eingegliedert. Aber sonst läuft es total getrennt.

Der Frauenfußball ist in den letzten Jahren viel schneller und technisch besser geworden.

profil: Wenn Sie sich Spiele ansehen: Was ist für Sie der größte Unterschied zwischen Männer-und Frauenfußball? Burger: Die Männer sind athletischer und schneller. Aber der Frauenfußball ist in den letzten Jahren auch viel schneller und technisch besser geworden. Ich kenne Leute, die mit Frauenfußball überhaupt nichts anfangen konnten und ganz begeistert waren, als sie das erste Mal ein Match gesehen haben. Es gibt spannende Spiele, und es gibt langweilige Spiele - bei Männern und bei Frauen.

profil: Mit 45 Toren für das Nationalteam haben Sie den bisherigen Rekordhalter, Toni Polster, abgelöst. Was bedeutet das für Sie? Burger: Das ist eine nette Nebensache. Ich bin selbst erst aufmerksam geworden, als mich nach dem 38. Tor jemand darauf ansprach. Mehr gefreut hat mich, dass ich den Rekord bei den Frauen gebrochen habe. Der lag bei 30 Toren und wurde lange von Gerti Stallinger gehalten.

profil: Glauben Sie, dass Frauenfußball jemals so populär sein wird wie Männerfußball? Burger: Einen Unterschied wird es immer geben. Aber wir werden uns weiterentwickeln. Ich hab 2014 eine Saison in den USA gespielt, bei Houston Dash. Dort haben die Frauen mindestens den gleichen Stellenwert wie die Männer. Zu jedem Spiel kamen 4000 bis 5000 Zuseher, nachher mussten wir im Stadion eine Runde drehen und Autogramme geben. Dort läuft das total professionell, und du kannst ungefähr doppelt so viel verdienen wie in Europa.

Rosemarie Schwaiger