Trotz Champions-League-Quali-Aus herrscht bei Rapid Aufbruchstimmung.
Das Ende der Ambitionslosigkeit?

Fußballkolumne: Das Ende der Ambitionslosigkeit?

"Kabinenpredigt", die profil-Fußballkolumne. Warum Rapid den gesamten heimischen Klubfußball in eine Aufwärtsspirale führen könnte.

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Robert Beric war zum Weinen zu Mute. Alle Tore seiner bisherigen Karriere hätte er eingetauscht, wäre sein Kopfball in der 90. Minute im Netz gelandet und Rapid damit in die Champions-League-Gruppenphase eingezogen. Die Enttäuschung nach dem Aus gegen Schachtjor Donezk war verständlicherweise riesig. Eines war gestern nach dem Spiel in Lemberg jedoch ebenfalls klar spürbar: Hier präsentierte sich eine Mannschaft, hier präsentierte sich ein gesamter Verein, der in Zukunft mehr will. „Man hat gesehen, dass wir in jedem Fall bereit sind für die Champions League“, sagte Präsident Michael Krammer und nahm damit praktisch die internationale Zielsetzung für die nächsten Jahre vorweg.

Was sich bei Rapid derzeit alles tut, macht tatsächlich Lust auf mehr: Die Vorfreude auf das neue Stadion, eine hungrige Mannschaft mit Toptalenten, ein Trainer, der sich ständig weiterzuentwickeln scheint und eine Vereinsführung rund um Sportdirektor Andreas Müller und Präsident Krammer, die die Edlingerische Konzeptlosigkeit vergangener Tage ziemlich blass aussehen lässt. Man hat bei Rapid mittlerweile einen echten Plan und klar definierte Ziele. Um diese zu erreichen, ziehen alle an einem Strang. An diesem simplen Konzept könnten und sollten sich die anderen österreichischen Spitzenteams (also vor allem Salzburg, die Austria und Sturm) ein Beispiel nehmen.

Geht Rapid weiterhin so zielstrebig seinen Weg, wird der Bundesliga-Konkurrenz wohl oder übel nichts anderes übrig bleiben, als einen ähnlichen Kurs einzuschlagen.

Ein Rückblick: Gegen Mitte des letzten Jahrzehnts war die Deutsche Bundesliga in einer Art Stagnation gefangen. Die Stars der Liga waren Spieler wie Ailton, Johan Micoud, Roy Makaay oder Giovane Elber – allesamt gute Legionäre, die allerdings in ihren Nationalmannschaften bestenfalls Nebenrollen einnahmen und der damaligen Weltelite rund um Zidane, Ronaldinho & Co. nicht das Wasser reichen konnten. Im europäischen Vergleich hinkten die deutschen Klubs doch ziemlich hinten nach. Dann beschloss ein Verein, etwas an der Situation zu ändern: Nachdem man in München die Allianz-Arena gebaut hatte, wurde der FC Bayern zum ersten Mal seit Jahren so richtig auf dem internationalen Transfermarkt aktiv. Zunächst wurden u.a. Luca Toni und Franck Ribery verpflichtet, später folgten Arjen Robben & Co. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge wurde in den Folgejahren nicht müde, im Sinne des deutschen Klubfußballs gebetsmühlenartig zu wiederholen, dass nun auch andere Bundesliga-Vereine in Punkto internationaler Ambition mitziehen und höhere Ziele verfolgen müssten. Eine langsame Entwicklung nahm ihren Lauf, die ihren vorläufigen Höhepunkt 2013 mit dem Champions-League-Finale FC Bayern gegen Borussia Dortmund fand.

Ein rein österreichisches CL-Finale wird es in naher Zukunft voraussichtlich nicht geben. Trotzdem: Geht Rapid weiterhin so zielstrebig seinen Weg, wird der Bundesliga-Konkurrenz wohl oder übel nichts anderes übrig bleiben, als einen ähnlichen Kurs einzuschlagen. Sollte in Salzburg noch ein Funken an Erfolgsdurst übrig sein, wird man sich wohl mit der Rolle des Vizemeisters mittelfristig nicht zufrieden geben. Auch die Austria wird sicher kein Interesse daran haben, in Wien die ewige Nummer 2 zu bleiben - und auch in Graz wird man sich etwas überlegen müssen, will man die Konkurrenz in der Bundeshauptstadt etwas ärgern. Im Idealfall könnten die neuen Hütteldorfer Ambitionen also eine qualitative Aufwärtsspirale im heimischen Klubfußball zur Folge haben. Hoffen wird man wohl noch dürfen.