Österreich gegen Ungarn: Versuch der Frustbewältigung
Ja, Österreich hat gestern wahrlich kein Meisterstück abgeliefert und wir haben uns das alle ganz anders vorgestellt. Passgenauigkeit, Aufbauspiel, Laufwege, Nachdruck, Ballsicherheit, Entschlossenheit, Selbstvertrauen – es gibt viele Faktoren, die gestern nicht so gepasst haben wie etwa noch während der EM-Qualifikation. Der Stachel sitzt zweifelsfrei tief. Es wäre jetzt allzu typisch, sofort das ganze Team zu verdammen und die Euro schon wieder abzuhaken, bevor sie richtig begonnen hat. Doch: Genauso wenig, wie ein Sieg gestern bedeutet hätte, dass wir auf dem Weg ins EM-Finale sind, bedeutet die Niederlage, dass wir ganz sicher punktelos Gruppenletzter werden. Klar ist jedoch, dass das Ungarn-Spiel genau analysiert werden sollte und gegen Portugal eine Steigerung in allen Bereichen erfolgen muss.
Wen Fußball sowieso nicht interessiert, darf sich heute gerne seine typisch österreichischen Kommentare sparen.
Was freilich sogar noch mehr weh tut als die gestrige suboptimale Leistung, ist die unqualifizierte Nörgelei von Menschen, die sich alle zwei Jahre ein Fußballspiel anschauen und dann behaupten, sie hätten sowieso immer gewusst, dass Österreich keine Chance haben würde. Warum? Weil wir nämlich die schwächste Nationalmannschaft überhaupt hätten und – dieser Satz ist aufgrund der langen und auch erfolgreichen österreichischen Fußballhistorie vielleicht der stumpfsinnigste überhaupt – immer schon höchstens zum Schifahren gut gewesen wären. „Was machen die dort. Die sollen gegen schülermannschaften spielen dort gehören sie hin“ (sic) ist noch einer der fundierteren Facebook-Kommentare, die man als (ohnehin am heutigen Tag sehr reizbarer) Fan des ÖFB-Teams über sich ergehen lassen muss.
Schon mal einen Blick auf die aktuelle FIFA-Weltrangliste geworfen, wo Österreich unter anderem vor Italien, den Niederlanden und Frankreich steht? Schon mal nachgeforscht, bei welchen Vereinen und in welchen Ligen unsere Spieler agieren? Überhaupt schon mal in den letzten zwei Jahren ein Spiel der Nationalmannschaft zur Gänze angesehen?
Also: Wen Fußball sowieso nicht interessiert, darf sich heute gerne seine typisch österreichischen Kommentare sparen. Die Sympathisanten des ÖFB-Teams haben an der gestrigen Niederlage ohnehin schon schwer genug zum Knabbern.