Gerhard Heller

Gerhard Heller 1947 - 2017

Der Wiener Fotokünstler verstarb vergangenen Dienstag.

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Wer mit Gerhard Heller arbeitete, brauchte Geduld und oft gute Nerven. Er war ein Tüftler und Perfektionist. Bis der Wiener Fotokünstler das Licht für ein Porträt so gesetzt hatte, wie es seinen gnadenlosen Anforderungen an sich selbst entsprach, konnten Stunden vergehen. Während dieser Stunden erzählte er gerne quer: Dezent und unaufgeregt, genau so wie sein stets unbemüht elegantes Outfit, promenierte er dabei durch ein Wissen, das von den Ursprüngen Helmut Qualtingers über den richtig geknüpften Krawattenknopf bis zu den Lebensmaximen der britischen Dandys in den 1920er-Jahren keine kulturellen Weißflecken besaß. Mitte der 1980er-Jahre revolutionierte der Autodidakt, der sein erstes Foto (das Bild einer Demonstration) an die "Volksstimme" verkauft hatte, Stilempfinden, Ästhetik und Alltagskultur dieses Landes nachhaltig. Nach unsteten Jahren, in denen er auch als eine Art Leibfotograf von Bruno Kreisky und später Franz Vranitzky agierte, prägte er mit seinen Arbeiten für das damalige Avantgarde-Magazin "Wiener" und dessen späteres Spin-off "Wienerin" eine Ästhetik neuer Coolness. Heller war einer, der mit seiner Lichtkunst mehr wie ein Bildhauer als ein Fotograf arbeitete. Seine Anzeigensujets, wie etwa das berühmte Kopftuchbild von Cordula Reyer mit den schwarzen Sonnenbrillen für den Designer Robert La Roche, lehnten sich stilistisch an die frühe Hollywood-Studiofotografie an und erlangten auch deren ikonografische Wucht. Zuletzt führte Gerhard Heller, gesundheitlich bedingt, ein zurückgezogenes Leben. Eine letzte Würdigung seiner Arbeit fand 2010 mit der Retrospektive "Hellers Licht" in der Wiener Fotogalerie "Westlicht" statt. In der Nacht vom vergangenen Dienstag erlag Gerhard Heller im 71. Lebensjahr seinem Krebsleiden.

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort