Taquería La Ventana – der Hype hat eine fixe Bleibe in Wien
Es soll im Leben vorkommen, dass man a little bit late to the party kommt. Die Fiesta in der im 2. Wiener Gemeindebezirk gelegenen Ferdinandstraße ist jedenfalls schon seit ein paar Wochen im Gange. Andererseits: Eigentlich ist Georg Schmidgrubers „Taquería La Ventana“ noch nicht mal richtig geöffnet, sondern erst in der Soft-Opening-Phase.
Schmidgruber hat es anno Corona mit seinen aus einem privaten Wohnungsfenster verkauften Tacos auch in dezidiert partyfreien Lockdown-Zeiten geschafft, so etwas wie Stimmung entstehen zu lassen. Der Vibe „Erst mal durch das Fenster schauen“ bleibt an seinem ersten fixen Standort erhalten: In der „Taquería La Ventana“ ist aktuell so viel los, dass man sich draußen anstellen muss. Drinnen angekommen, hat man noch genug Zeit, um die Inneneinrichtung zu bestaunen. Schon klar, bei Streetfood geht’s nicht um das Ambiente, aber die Möbel- und Wandfarben Gelb und Grün sind hier schon ein bisschen zu gewollt unschön. Doch das ist halt alles irgendwie übrig geblieben – und große Investitionen gehen sich auch nicht immer so leicht aus. Die Getränke stehen in einem Selbstbedienungskühlschrank neben der Menschenschlange, bei voller Auslastung ist es leider unmöglich, sich für den Zeitraum von etwa Sekunden so zu platzieren, dass einem nicht irgendeine Person auf die Zehen steigt. Danke für das Angebot, bitte nur Freunde bleiben.
Für Abkühlung an heißen Tagen sorgt nicht nur ein voll auf die Hungrigen gerichteter Ventilator aus der Hölle, sondern auch der Inhalt der Slush-Maschinen: Die Frozen Margarita in der Geschmacksrichtung „Mango“ prescht so richtig nach vorn. Die Salzigkeit erzeugt gemeinsam mit dem Chili ein kribbelndes Gefühl im Mund, das wiederum perfekt mit der Mango harmoniert. Der Cocktail tröstet fast über den Schmerz hinweg, der durch an diesem Abend erfahrene, prominente Konzertabsagen entstanden ist. Aber Schmidgruber hat ja, wie gesagt, schon ganze Lockdowns mit Stimmung erfüllt. Seine Tacos gibt es aktuell mit drei verschiedenen Füllungen, der Teig ist immer derselbe, er ist sehr weich und hat einen angenehmen Maisgeschmack.
Erster Taco, „XO Suadero“: Die Variante mit XO-Rindfleisch ist die reduzierteste, das Rinder-Confit bleibt am Taco recht einsam neben Zwiebel und Koriander. Leider schmeckt das alles fast ein wenig trocken.
Zweiter Taco, „Cochinita Pibil“: Die Annatto-Marinade gibt dem Waldviertler Bio-Duroc-Schwein die für das traditionell mexikanische Gericht typische orange Farbe. Dazu kommt noch eingelegter roter Zwiebel. Gesamtbild: süß, mild, das äußerst zarte Schweinefleisch ist perfekt in Szene gesetzt.
Dritter Taco, „Tinga de Pollo Planted“: Der Hühner-Taco kommt ohne Huhn aus und setzt auf etwas Pflanzliches, das vorgibt, ein Huhn zu sein. Das steht ein bisschen symptomatisch für den ganzen Taco-Inhalt. Mit Zwiebel, Koriander, Avocadocreme handelt es sich eigentlich um die spektakulärste Kombination, die aber am Ende doch nur eine brave Mischung ist.
Falls man die Tacos noch ein bisschen aufpeppen will, stehen dafür drei Saucen bereit: eine grüne, milde, aus Kräutern gewonnene „Salsa verde“, eine schon etwas feuriger-rote „Salsa Roja“ und eine gelbe, sehr scharfe „Salsa Habanera“.
Die „Taquería La Ventana“ wird sich langfristig durchsetzen, obwohl auch noch ein bisschen Luft nach oben bleibt. Der Laden brummt, aber Heurigentische im Schanigarten bleiben ungemütlich, auch wenn man sie blau anstreicht. Dafür sind die Tacos sehr lässig, und wenn man das Ohr nach ein paar Frozen Margaritas ganz fest an eine der Slush-Maschinen drückt, ja, dann kann man vielleicht sogar Taylor Swift singen hören. Danke, Herr Schmidgruber!
Stimmung: Dort sein, cool sein!
Empfehlung: Nicht mit der gelben Sauce übertreiben!
Preisverhältnis: ein Stück um 4,80, drei Stück um 14 Euro
Taquería La Ventana, Ferdinandstraße 2/4, 1020 Wien, laventana.at