Hooligan-Opfer Daniel Nivel

Hooligan-Opfer Nivel bei erstem DFB-Spiel im Stadion

"Sein Schicksal sollte uns angesichts der aktuellen Ereignisse Mahnung sein", sagte DFB-Präsident Re

Drucken

Schriftgröße

"Sein Schicksal sollte uns angesichts der aktuellen Ereignisse Mahnung sein", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel mit Blick auf die schweren Ausschreitungen englischer und russischer Fans in Marseille. "Es bedeutet uns sehr viel, dass Daniel Nivel unserer Einladung gefolgt ist und sich über diese Geste gefreut hat."

Bei der WM 1998 in Frankreich hatten deutsche Schläger vor dem Spiel Deutschland gegen Jugoslawien im nordfranzösischen Lens den französischen Polizisten Nivel angegriffen. Das halbe Dutzend Hooligans schlug Nivel so zusammen, dass er sechs Wochen im Koma lag. Noch heute leidet der Mann an den Folgen, ist auf einem Auge blind und rechtsseitig gelähmt.

Im späteren Prozess vor dem Landgericht Essen sagte ein Zeuge aus, einer der Beteiligten habe "Rauf auf die Bullen" gerufen, als sie Nivel und zwei seiner Kollegen in einer Nebenstraße hinter dem Stadion entdeckten. Nivels Kollegen konnten flüchten, der damals 43-jährige Vater von zwei Kindern wurde zu Boden gerissen. Die Hooligans schlugen erst mit einem Werbeschild auf ihn ein, dabei verlor er seinen Helm. Ein dritter Hooligan prügelte mit einem Tränengas-Aufsatz von Nivels Ausrüstung auf den Wehrlosen ein und fügte ihm schwerste Schädelverletzungen zu.

Einer der Haupttäter wurde 2001 in Frankreich zu fünf Jahren Haft verurteilt und im April 2002 nach Deutschland abgeschoben. Nur zwei Jahre später wollte er zur Europameisterschaft in Portugal reisen. Die deutschen Behörden verweigerten ihm die Ausreise und legten ihm auf, sich täglich zu melden, weil er sich wieder der Hooligan-Szene in Hannover angeschlossen hatte. Seine Klage gegen die Auflagen wurde vom Verwaltungsgericht Hannover abgewiesen. Es teilte die Befürchtung der Behörden, der Mann könne durch neue Gewalt bei der EM "dem internationalen Ansehen Deutschlands schaden".

Vor der EM in Frankreich hatte Berlin die Namen von 2.500 Hooligans aus Deutschland an Paris übermittelt. An den Ausschreitungen in Marseille am Samstagabend zwischen Fans aus England und Russland war auch mindestens ein Deutscher beteiligt - er saß am Sonntag noch in Polizeigewahrsam.