Im Gänsehäufel: Ein kulinarischer Streifzug durchs Spaßbad
Montagnachmittag Mitte Mai, 20 Grad. Die Sonne scheint, immer wieder trüben ein paar Wolken das Vergnügen. Viel ist heute noch nicht los im Gänsehäufel, eigentlich sind sogar mehr Mitarbeiter als Gäste anwesend, nur ein paar Unerschütterliche haben sich in das satte, perfekt getrimmte Grün der Insel gelegt. Die Grashalme folgen offenbar einer strikt mathematischen Anordnung – beinah so schön wie am Wörthersee ist es hier.
Ein Bademeister starrt auf das Becken, in dem sich keine Menschen befinden, vielleicht denkt er ans Essen. Oder an den ebenfalls recht einsam agierenden Kellner im Restaurant am Weststrand. Besonders viel zu tun hat auch der heute nicht, nur zwei Tische sind besetzt.
Ein wahres Idyll hier, der Ausblick auf die Alte Donau. Doch es bekommt schnell Risse. Schuld daran ist der fragende Blick ebendieses Kellners. Obwohl nämlich die Karte beim Eingang des Gänsehäufels in gedruckter Form ausgehängt ist und dann beim Restauranteingang gleich noch einmal, hat es nicht dazu gereicht, auch eine im Restaurant zu haben. Was ich essen will? Ich weiß es leider nicht auswendig. Ein behelfsmäßiger Block, handgeschrieben, mit dem aktuellen Speisenangebot drauf schafft Abhilfe.
Es beginnt simpel mit Rindssuppe und Backerbsen. Dass die nicht hausgemacht sind, ist okay, kann auch nicht wirklich erwartet werden. Immerhin sind es ausreichend viele, und sie schwimmen auch in einer überraschend geschmackvollen Brühe. Frischer Schnittlauch dazu – ehrlich gesagt: besser als gedacht.
Zum Backhendl mit gemischtem Salat lässt sich Folgendes feststellen: Direkt danach sollte man nicht ins Wasser gehen, die Portion ist nicht gerade unterdimensioniert. Auch hier kann das Restaurant am Weststrand überzeugen, die Panierung der Keulen- und Flügelstücke ist ziemlich knusprig. Und das Geflügel ist auch noch nicht ewig irgendwo unter einer Warmhalteleuchte aufbewahrt worden, sondern kommt frisch aus dem Öl. Der gemischte Salat ist zwar der klassischste gemischte Salat (Kraut, Erdäpfel, grüner Salat, Tomaten, Mais und Gurke, leider ungeschält) seit der Erfindung des gemischten Salats – in diesem Ambiente passt das aber schon ganz gut.
Auf der Suche nach einer Nachspeise kommt man am Gänsehäufel’schen Klettergarten vorbei. Eine Gruppe Jugendlicher ist mutiger als ich. Das Café Eiszeit sieht mir heute leider zu leer aus, ein paar Meter weiter, bei der Bäckerei Ströck, ist immerhin die Auslage komplett gefüllt. Die Wahl fällt auf einen Erdbeer-Joghurt-Plunder (2,80 Euro). Und der macht schon Spaß, doch was soll bei dezent gelierten Erdbeeren in Verbindung mit Joghurtcreme und Plundergebäck schon groß schiefgehen?
Das Gänsehäufel beeindruckt vor allem mit seinem Flair. Es ist einfach schön hier. Gastronomisch gibt es die üblichen Freibad-standards und davon gar nicht wenige; man hat in einem Schwimmbadbüffet schon schlechter gegessen als im Restaurant am Weststrand. Überlaufen war es heute auch nicht. Das freut eine Schwanenfamilie, die seelenruhig über die Wiese wandert. Ein Idyll, das bald Risse bekommen wird.
Stimmung: Plantsch!
Empfehlung: Hier können Sie baden gehen.
Preisverhältnis: (im Restaurant am Weststrand):
Vorspeisen/Salate zwischen 4 und 9 Euro,
Hauptspeisen zwischen 9 und 18 Euro
Strandbad Gänsehäufel Moissigasse 21, 1220 Wien
MO–Fr 9–19.30, Sa–So 8–19.30 Uhr (bei Schlechtwetter bis 17 Uhr)