G’froren’s Iced IPA von der Brauerei Hofstetten, Oberösterreich

India Pale Ales im Test: Bitter, na und?

India Pale Ales im Test: Bitter, na und?

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Ja, die Männer hatten Durst. Vor allem nach dem Bier der Heimat. Aber die war weit weg. It’s a long way from London to Calcutta. Die Schiffe mit Nachschub für die Britische Ostindien-Kompanie mussten zwei Mal den Äquator überqueren, im Laderaum kullerten die Fässer hin und her, mal war es kalt, dann wieder drückend heiß. In Indien angekommen, war das britische Bier, Porter zumeist, kaputt. Anfang des 19. Jahrhunderts schließlich entwickelte die Hodgson’s Bow Brewery ein Bier, das die Reise überstehen sollte: alkoholreicher, vor allem aber mit reichlich Hopfen versehen, der zur Haltbarkeit beiträgt. Der Plan war, dass es die Soldaten in Indien wieder verdünnen sollten, aber das taten sie nicht.

Seit einigen Jahren werden IPAs auch hierzulande immer populärer

So lässt sich kurz die Frühgeschichte eines der größten Hypes auf dem Biermarkt erzählen: die Entstehung des India Pale Ale, kurz IPA genannt. Amerikanische Brauereien haben den Stil wiederbelebt, und seit einigen Jahren werden IPAs auch hierzulande immer populärer. Die frischen, exotischen Obstnoten (Zitrusfrüchte, Mango, Maracuja) finden Gefallen; sie stammen vom Prozess des Hopfenstopfens. Dabei werden verschiedene Aromahopfensorten dem bereits lagerfertigen Bier bei niedrigen Temperaturen beigemengt; so gelangen die Aromastoffe weitgehend unverändert ins Bier.

Wir haben uns das derzeit ohne großen Beschaffungsaufwand verfügbare Angebot an India Pale Ales näher angesehen und 16 Exemplare (zehn österreichische und sechs internationale), übrigens in Bordeaux-Gläsern, verkostet. "Steirereck“-Sommelier Adi Schmid und ich hatten jeweils maximal 20 Punkte zu vergeben; die Bestnote wäre somit 40, die Gesamtnoten ergeben sich aus der Addition beider Bewertungen. Die Kriterien: typische IPA-Aromatik, Malzeinbindung, Schaum, Kohlensäure, Abgang und harmonischer Gesamteindruck.

Hausmarke 2, Session IPA Brauwerk Ottakringer, Wien Alkohol: 4,3% Das Craft Beer von Ottakringer ist ein eher untypisches IPA. Es erinnert an den ursprünglichen Zweck der nach Indien transportierten Biere: nämlich mit Wasser verdünnt und so leichter im Alkohol gemacht zu werden. Sehr herb, eher schon in Richtung Pils, zurückhaltende Schaumbildung. Schmid: "Wenn ich es nicht wüsste, würde ich es nicht als IPA durchgehen lassen, aber es ist ein liebes Bier zum Durst löschen oder zu leichten Vorspeisen.“ Kamolz: "In der Tat kein großes Bier, aber man kann sich auf einen ersten Schluck davon, abends nach der Arbeit, durchaus freuen.“ Gesamt: 21 Punkte

Affenkönig, Imperial IPA BrewAge, Wien Alkohol: 8,2% Imperial IPA ist ein Stil, der die Merkmale des India Pale Ale wie höherer Alkoholgehalt und Hopfigkeit noch stärker betont, also ist auch der "Affenkönig“ kein ganz typisches IPA. Schöne Schaumbildung, kräftiger Antrunk, hübsch hopfig. Schmid: "Das Aromenspiel erinnert an Gemüse, im Gesamtbild aber ein braves Bier ohne Höhepunkte.“ Kamolz: "Im Hintergrund ist der Alkohol schon spürbar da, diese Note ist nicht optimal eingebunden.“ Gesamt: 21,5 Punkte

Jaipur India Pale Ale Thornbridge, England Alkohol: 5,9% Sehr helles, klassisch gebrautes IPA mit guter Länge. Schmid: "Für mich ist das ein Bier mit zwei Gesichtern, einerseits mit etwas eigenwilligen Aromen, andererseits aber durchaus präsent am Gaumen. In der Weinsprache würde ich sagen, da ist ein ganz kleines Stinkerl dabei.“ Kamolz: "Der Zitruscharakter des Hopfens ist nicht sehr im Vordergrund, die Aromen wirken beinahe etwas ordinär, aber man kann das auch mögen.“ Gesamt: 22 Punkte

ReAle Extra Birra del Borgo, Italien Alkohol: 6,4% Bei diesem Bier hat der Braumeister den IPA-Stil kreativ interpretiert und nicht nur Aromahopfen, sondern auch Tabak verwendet, wie in verschiedenen Beschreibungen erwähnt wird. Feinporiger, blütenweißer Schaum, ins Orange reichender Farbton. Ein Bier, das die Verkoster spaltet. Schmid: "Auch wenn mich die Mafia jagen sollte, aber mir fehlt das große Aha-Erlebnis im Abgang.“ Kamolz: "Die IPA-Aromatik ist nicht sehr vielfältig, aber immerhin typisch. Mandarine zum Beispiel ist deutlich da.“ Gesamt: 22 Punkte

Kramah India Pale Ale Brauhaus Bevog, Bad Radkersburg, Steiermark Alkohol: 7% Das steirische IPA gehört mittlerweile zu den bekanntesten Bieren dieses Stils in Österreich. Mittlere Schaumbildung, durchaus vielschichtige Aromatik. Schmid: "Bei einem Wein würde ich sagen, ein eher mittelgewichtiges Gewächs. So ist auch dieses Bier, bei dem mir ein wenig der Druck fehlt.“ Kamolz: "Da ist er ja, der tropische Obstkorb mit Mango, Lychee und Papaya. Die Malzeinbindung ist aber nicht optimal, deshalb wirkt es im Abgang leicht wässrig.“ Gesamt: 22 Punkte

Mikkeller 1000 IBU, Imperial IPA De Proef Brouwerij, Belgien Alkohol: 9,6% Zu diesem Bier ist eine Basisinforma-tion nötig: Die Bitterkeit von Bieren wird in IBU (International Bitter Units) gemessen. India Pale Ales haben mindestens einen Wert von 40 IBU. Das in Belgien gebraute IPA der dänischen Mikrobrauerei Mikkeller ist so etwas wie ein Rekordversuch: Es hat tatsächlich 1000 IBU. Intensive Schaumbildung, deutliche Bitterkeit, salzige Noten. Schmid: "Ein Bier, von dem ich allenfalls ein Glas trinken möchte - und zwar zu eher scharfen Gerichten. Ich würde es aber nicht verdammen, es hat irgendwie etwas.“ Kamolz: "Mir ist der Alkohol zu hervorstechend, aber bei den scharfen Gerichten bin ich dabei. Ein Glas 1000 IBU zu einem mutig gewürzten Wok? Allemal.“ Gesamt: 25,5 Punkte

Die besten zehn Imperial Pale Ales der Verkostung und die Bezugsquellen

Drunken Sailor IPA Crew Republic, München, Deutschland Alkohol: 6,4 % Der Name spielt auf die lange Zeit an, die India Pale Ales im 19. Jahrhundert auf See verbrachten - und auf den Durst der Mannschaft. Schöne Bernsteinfarbe, unter den Hopfensorten die IPA-Klassiker Cascade und Citra, ein klassisches India Pale Ale. Schmid: "Das ist sicher mehr als ein Weißwurstbier, aber der letzte Druck und die Länge fehlen mir.“ Kamolz: "Der schöne Schaum vom Einschenken stürzt recht rasch ein, aber der Drunken Sailor animiert ohnehin zu beherztem Zug.“ Gesamt: 25,5 Punkte

Punk IPA Brewdog, Schottland Alkohol: 5,6 % Ein leicht zu ergatterndes, typisches India Pale Ale; auch in Supermärkten erhältlich. Sehr schöne exotische Frische, gute Hopfeneinbindung, mittlerer Schaum. Schmid: "Mir gefällt die Vielschichtigkeit aus herben Noten, Frische und Hopfigkeit.“ Kamolz: "Malzigkeit, Maracuja und Mandarinenschale, aber nicht aufdringlich, sondern sehr harmonisch.“ Gesamt: 26 Punkte

Max Glaner’s IPA Stieglbrauerei, Salzburg Alkohol: 5,8 % Aufgrund des englischen Begriffs India Pale Ale wollen wir den Apostroph durchgehen lassen. Ein sehr harmonisches IPA; in unseren Verkostungsflaschen sichtbare Flockenbildung. Schmid: "Ein Bier, das sehr einladend schäumt, sehr fein gehopft ist und nach Birne und Lychee duftet.“ Kamolz: "Eine ziemlich trockene Sache, aber das ist eher als Kompliment für ein schön gehopftes Bier gemeint.“ Gesamt: 28,5 Punkte

Rieder IPA Brauerei Ried, Oberösterreich Alkohol: 6,0 % Ein mustergültig gemachtes India Pale Ale, das bernstein- bis honigfarben schillert. Feinporiger, stabiler Schaum, vollmundig und harmonisch. Schmid: "Interessant und alles andere als eindimensional, das ist ein wirklich schönes Schweinsbratenbier.“ Kamolz: "Die dezente Rauchigkeit ist zwar ungewöhnlich für ein IPA, macht es aber durchaus spannend.“ Gesamt: 29 Punkte

Sanjana IPA Privatbauerei Zwettl, Niederösterreich Alkohol: 6,7 % "Sanjana“ kommt aus der indischen Sprachwelt und bedeutet Harmonie. Ein ziemlich neues, auch in Supermärkten erhältliches IPA aus der Waldviertler Privatbrauerei. Stabiler, cremefarbener Schaum, interessantes Aromenspiel, gut gehopft. Schmid: "Ich entdecke sogar eine Spur Koriander in den Noten, auch wenn mir die letzte Größe fehlt. Müsste ich es mit einem Wein vergleichen, wäre das der Grauburgunder.“ Kamolz: "Ein schönes Zusammenspiel von Malz und Hopfen. Warum fallen mir dabei bloß die Malzzuckerln von früher ein?“ Gesamt: 29,5 Punkte

Mountain Pale Ale Bierol, Schwoich, Tirol Alkohol: 7,3 % Die kleine Hausbrauerei aus dem Bezirk Kufstein interpretiert hier den Double-Pale-Ale-Stil. Sehr schöner Schaum, präsenter Hopfen, präsent am Gaumen. Schmid: "Dieses Bier hat Frische, eigen-ständigen Charakter und Vielschich-tigkeit. Toll gemacht, gefällt mir.“ Kamolz: "Die Modehopfensorten springen mich an, aber sie kommen in Frieden und schenken satte Zitrusnoten.“ Gesamt: 32 Punkte

Nicobar IPA Brauhaus Gusswerk, Hof bei Salzburg Alkohol: 6,4 % Das Brauhaus Gusswerk kennen wir abseits vom Bier auch durch eine sehr schöne Parodie des Lobbyisten und Geheimagenten Ernst Strasser (gibt’s auf YouTube). Hier ist das obligate India Pale Ale des Hauses. Schöner Schaum, vollmundig und harmonisch. Schmid: "Dieses Bier ruht in sich und zeigt Tiefgründigkeit und Länge. Da geht sehr viel bei der Essensbegleitung.“ Kamolz: "Im ersten Eindruck präsentiert sich Nicobar eher unspektakulär, aber letztlich harmonieren Bitter- und Fruchttöne sehr schön.“ Gesamt: 32,5 Punkte

Snake Dog IPA Flying Dog, Maryland, USA Alkohol: 7,1 % Ein sehr feiner Vertreter aus dem Mutterland der IPA-Renaissance. Sehr gut ausbalanciert, stabiler Schaum, durchaus IPA-typisch. Schmid: "Dieses Bier biedert sich nicht an, sondern ist einfach da. Ich würde es ein Fischbier nennen und zu gebratenem Lachs trinken, unter den Bieren ist es so eine Art Champagner.“ Kamolz: "Vom ersten Schluck nach der Gartenarbeit bis zu einem guten Abend-essen - das geht überall. Die Brauer haben sich da wirklich was gedacht dabei.“ Gesamt: 33 Punkte

Loncium IPA Biermanufaktur Loncium, Kötschach-Mauthen, Kärnten Alkohol: 6,2 % Seit 2003 wird im Gailtal etwas anderes Bier gebraut; Loncium hat sich in der Craft-Beer-Szene längst einen Namen gemacht. Sehr schöne Zitrusnoten, nicht zu herb, honigfarben, stabiler Schaum. Was die Aromen betrifft, haben die Verkoster sehr ähnliche Assoziationen. Schmid: "Advent, Advent würde ich sagen. Und mir ein Glas zu Räucherfisch einschenken. Wirklich gut gemacht.“ Kamolz: "Oh, ein Nikolaussackerl mit Mandarinen und Orangen! Und dazu feine Malzigkeit, ohne süß zu wirken.“ Gesamt: 33,5 Punkte

G’froren’s Iced IPA Brauerei Hofstetten, Oberösterreich Alkohol: 9,1 % Ein eher untypisches IPA: Es wurde als Bockbier eingebraut, dann gefroren und als sogenannter Eisbock hopfengestopft. Der verkostete Jahrgang stammt aus 2012. Sehr individuell, deshalb fordernd wie ein guter Wein, aber in sich harmonisch; sehr hoher, aber gut integrierter Alkoholgehalt. Schmid: "Als IPA etwas ambivalent, aber unglaublich spannend - mit sich ständig verändernden Aromen von Mannerschnitten, Speck und Käse. Ein Diskussionsbier für Menschen, die etwas anderes trinken wollen.“ Kamolz: "Dieses Bier spielt in einer eigenen Liga und ist keines, das einem wurscht sein kann. Als Couch-Drink eignet es sich nicht. Im Endeffekt trinkt es sich großartig.“ Gesamt: 35 Punkte

Biere aus der Verkostung wie Punk IPA, Drunken Sailor, Sanjana und Max Glaner‘s IPA sind auch in Supermärkten bereits erhältlich. Online- und Spezial-Shops mit gutem Sortiment: • beerlovers.at (mit Fachgeschäft in 1060 Wien) • ottakringerbrauerei.at (Online und Fachgeschäft in 1160 Wien; mehr als Ottakringer-Sortiment) • kolarik-leeb.at (Getränkemarkt mit mehreren Adressen) • beerstorevienna.at (Fachgeschäft in 1120 Wien) • beerbottle.eu (Online-Shop und Shop in Salzburg)