Island fühlt sich in Underdog-Rolle wohl
Turbulent ging es zuletzt auch in der isländischen Politik zu. Nach Enthüllungen über geheime Offshore-Konten in den "Panama-Papers" trat Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugson zurück. Umfragen sehen derzeit die Piratenpartei als stärkste Kraft bei den im Herbst erwarteten Parlamentswahlen.
Nach den Panama-Enthüllungen strebt auch Präsident Olafur Ragnar Grimsson keine weitere Amtszeit an. Als Favorit für seine Nachfolge bei der Präsidentenwahl am 25. Juni gilt der Historiker Gudni Johannesson, dessen Bruder Patrekur Johannesson die österreichische Handball-Nationalmannschaft trainiert.
Mit Österreich verbindet Island vor allem kulturell vieles. Isländische Popmusiker von Björk bis Sigur Ros sind hierzulande gern gesehene Gäste, während zuletzt im Februar die Wiener Sängerknaben in Islands Hauptstadt Reykjavik das Opernhaus Harpa füllten.
Auch in der Mentalität gibt es gewisse Gemeinsamkeiten. "Isländer und Österreicher haben eine enge Beziehung zur Natur und verfügen deshalb über viel Ausdauer. Sie arbeiten viel und gerne, aber verstehen es auch, das Leben zu genießen", sagte Islands Botschafter in Wien, Audunn Atlasson, der APA.
Bekannt ist Island in Österreich trotz seines rauen Atlantik-Klimas nicht zuletzt als Urlaubsland. Eine eindrucksvolle Küstenlandschaft und das praktisch unbewohnte Landesinnere der Insel, die mit rund 100.000 Quadratkilometern Fläche deutlich größer als Österreich ist, locken viele naturinteressierte Besucher an.
Auch geschichtlich und sprachlich gibt es in Island viel zu entdecken: Vor tausend Jahren von norwegischen Wikingern besiedelt, sprechen Islands rund 300.000 Einwohner eine bis heute dem Altnordischen sehr ähnliche Sprache und haben sich vielerorts einen magischen Glauben an Feen und Trolle erhalten. Den haben die international eher in kleineren skandinavischen Vereinen spielenden Isländer bei der Fußball-EM wohl auch nötig.