Italien entzauberte Spanien im Achtelfinale - 2:0-Sieg
Italiens Teamchef Antonio Conte darf dank einer taktischen Meisterleistung bei seiner Abschiedsmission weiter auf den großen Titelgewinn hoffen. Mit Weltmeister Deutschland wartet am Samstag (21.00 Uhr) in Bordeaux aber schon im Viertelfinale die nächste ganz große Hürde.
Nachdem die Spanier zuvor bei der EM 14 Mal hintereinander nicht verloren hatten, kassierten sie nun nach dem 1:2 gegen Kroatien im letzten Gruppenspiel zwei bittere Niederlagen hintereinander. Nach dem Aus nach der Gruppenphase bei der WM 2014 in Brasilien setzte es damit die zweite Enttäuschung bei einem großen Turnier in Folge. Dafür verantwortlich war eine extrem schwache Vorstellung vor der Pause, das Aufbäumen nach dem Seitenwechsel führte nicht zum gewünschten Erfolg.
Viele hatten vor der Partie mit einem Offensivfeuerwerk der zum vierten Mal mit der selben Startformation angetretenen Spanier gerechnet, doch es kam ganz anders. Die Italiener wirkten vor 76.165 Zuschauern aktiver, frischer und gaben überraschend klar den Ton an. Spaniens Goalie David de Gea musste bei einem Pelle-Kopfball schon nach acht Minuten all sein Können zeigen. Drei Minuten später ging ein Giaccherini-Fallrückzieher an die Stange, der türkische Schiedsrichter Cüneyt Cakir entschied aber auf Foul wegen hohen Fußes.
Während die Spanier überhaupt keine Mittel fanden, um die 3-5-2-Formation der Italiener auszuspielen, setzten diese weiter Akzente in der Offensive. Ein Parolo-Kopfball ging noch neben das Tor (25.). Die vierte Chance führte dann aber zur verdienten Führung. De Gea ließ einen Eder-Freistoß aus 20 Metern abklatschen, und Chiellini drückte den Ball, nachdem zuvor Giaccherini am Schnellsten reagiert hatte, aus kurzer Distanz über die Linie (33.).
Dass die Iberer nach der ersten Hälfte nur 0:1 zurücklagen, hatten sie ihrem Schlussmann zu verdanken, der kurz vor dem Pausenpfiff noch einen Giaccherini-Schuss aus dem Kreuzeck fischte (45.). Die Spanier blieben völlig blass und ohne Topchance, hatten aber Pech, dass ein Foul von Chiellini an Sergio Ramos im Strafraum ungeahndet blieb.
Nach dem Seitenwechsel konnte sich der Titelverteidiger steigern, zumindest teilweise sein wahres Gesicht zeigen. Alvaro Morata hatte den Ausgleich gleich einmal auf dem Kopf, der Ball landete aber genau in den Händen des bis dahin völlig unterbeschäftigten Gianluigi Buffon (49.). Die Italiener setzten größtenteils auf eine Mauertaktik und lauerten auf Konter. Einer davon hätte beinahe die endgültige Vorentscheidung gebracht. Eder zog alleine auf De Gea zu, fand aber im Manchester-United-Schlussmann seinen Meister (55.).
Die Spanier übernahmen mehr und mehr das Geschehen, im Abschluss fehlte aber die nötige Effizienz. Nach schöner Kombination schoss "Joker" Aritz Aduriz vom Sechzehner daneben (70.). Auch ein Ramos-Kopfball verfehlte das Tor (71.). Zudem machte Buffon Schüsse von Andres Iniesta (76.) und Gerard Pique (77.) mit tollen Paraden zunichte. Auch in der 90. Minute verhinderte der Routinier im Duell mit Pique den Ausgleich. Pelle machte seine Sache besser, er schoss seine Truppe in der Nachspielzeit (91.) endgültig in die nächste Runde.
Die Italiener gingen damit im Head-to-Head mit elf Siegen bei 14 Unentschieden und zehn Niederlagen knapp in Führung und beendeten eine fünf Spiele andauernde sieglose Serie seit August 2011. Chance zur Revanche gibt es für die Spanier schon bald, treffen die beiden Teams doch auch in der WM-Qualifikation in der Gruppe G aufeinander.