J.K. Rowling unter Beschuss: Ist Feminismus transphob?
Während in Tirol nach wie vor darüber verhandelt wird, ob "Luder" eine korrekte Bezeichnung für Frauen aus dem anderen politischen Lager sei, ist man auf Twitter längst weiter: Ebendort machte sich die Autorin Joanna K. Rowling jüngst über die Bezeichnung "Menschen, die menstruieren" lustig, die wohl Frauen meint, dabei aber auch Rücksicht auf Trans-Frauen nimmt und diese in ihrem angenommenen Geschlecht nicht ausschließen möchte.
Rowling wurde für ihre politisch inkorrekte Äußerung durch das halbe Internet geprügelt (die andere Hälfte stärkte ihr den Rücken), von den Stars der "Harry Potter"-Filme öffentlich zurechtgewiesen und von MitarbeiterInnen ihres Verlags boykottiert. In einem längeren Eintrag auf ihrer Website rechtfertigte sich die Autorin nun - und heizte den Streit unverhofft noch weiter an.
Ihr Argument, stark verkürzt: Es gibt eine spezifisch weibliche Welt-Erfahrung, die von Trans-Personen nicht restlos geteilt werden kann, auch wenn sich diese zu hundert Prozent als Frauen identifizieren. Die Verleugnung dieser weiblichen Lebensrealität sei im Kern, so Rowling weiter, frauenfeindlich und räume wichtige feministische Errungenschaften ab. Rowlings Kritiker sahen darin freilich nur einen Ausdruck klarer Trans-Feindlichkeit: Trans-Frauen seien auch Frauen, Ende der Debatte, und Rowling eine trans-exklusive radikale Feministin in der Tradition Alice Schwarzers (was dezidiert nicht als Kompliment gemeint war).
In den Fallstricken dieser denkmalstürmerischen Debatte bleibt zwar leider etlicher Unsinn hängen, aber doch auch einige Fragen, über die man reden (dürfen) sollte: Sind Trans-Aktivisten antifeministisch? Sind Feministinnen transphob? Wie fluide sind biologische und soziale Geschlechter eigentlich? Wie verhält es sich mit Trans-Männern? Und wie vernünftig ist eine Debattenkultur, die abweichende Meinungen unter der Fahne der Toleranz derart erbarmungslos an den Pranger stellt?