Interview

Joachim Meyerhoff: „Es braucht immer so einen Abgrund“

In seinem sechsten Buch sucht Joachim Meyerhoff in einer „wirklich dunklen Phase“ Zuflucht bei seiner Mutter auf dem Land. Ein Interview über die gemeinsamen Wochen, seine Schreibblockade, Sinnkrisen und seine Rückkehr ans Wiener Burgtheater.

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Fotos: Wolfgang Paterno

Eine Geschichte in Ihrem inzwischen sechsten Buch wirkt verstörend: Joachim Meyerhoff lässt sich von einem stinkreichen Industriellen kaufen und ist das Geburtstagsgeschenk für dessen Frau. Sie haben nur für dieses Ehepaar gelesen?

Joachim Meyerhoff

Ja. Eigentlich hatte ich mit einer größeren Gesellschaft gerechnet. So war das ein Horror.

Aber wie ging die Geschichte denn aus? Da fühlt man sich als Leserin ein wenig allein gelassen, denn das Ende bleibt sehr vage.

Meyerhoff

Genau so allein gelassen, wie ich mich in dieser Villa fühlte. Und genau so, wie beschrieben, ging sie auch tatsächlich aus. Nach dem Lesen wurde nicht gesprochen, ich ging ins Bett, nachts haben die noch gestritten, und am nächsten Morgen wurde ich mit einem Bentley oder irgend so einem komischen Auto wieder abgeholt. Das war sehr lehrreich.

Ab da konnte man Sie nicht mehr für Geburtstage anmieten?

Meyerhoff

Nein, nie wieder, auch nicht für goldene Hochzeiten oder sonstige Feierlichkeiten. Ich habe mich damals einfach durch diese wirklich unfassbar hohe Summe verführen lassen. Als Schauspieler darf man sich nicht in private Wohnungen einladen lassen. Um kein Geld der Welt. Man darf sich von der Gesellschaft nicht vereinnahmen lassen. Es muss immer alles im offiziellen Rahmen bleiben. Sonst ist man verloren.

Und wenn Sie Ihr Theaterdirektor auf Knien bittet, bei einem Sponsoren-Dinner anwesend zu sein?

Meyerhoff

Als ich Ensemblemitglied am Burgtheater war, habe ich das auch gemacht. Na klar. Da saß ich einmal zwischen dem Kanzler, der früher bei der ÖBB war, wie hieß er nur, genau: Christian Kern, und dem Leiter der Staud-Marmelade. Das war eigentlich eine ganz lustige Konstellation. Ansonsten bin ich wirklich schlecht im Small Talk. Ich bin auch überhaupt kein Netzwerker.

Und bekanntlich auch kein Kantinenhocker, sondern ein Eher-früh-Nachhausegeher.

Meyerhoff

Ich mag es einfach nicht so gerne, wenn es rustikal wird.

Sie meinen mäßige Witze in Begleitung von Alkoholströmen?

Meyerhoff

Eine gewisse Geselligkeit ist mir leider fremd, darin bin ich nicht so gut. Ich bin kein begabter Trinker. Aber es ist ja eh ein Klischee, dass in Theaterkantinen ununterbrochen getrunken wird.

Es ist gleich fünf. In „Man kann auch in die Höhe fallen“ Whisky-Zeit. Wir sollten jetzt eigentlich einen bestellen.

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort