Zwitterpartie

Josephine Joseph: Die Vorfahrin von Conchita Wurst

Gesellschaft. Conchita Wursts Vorfahren

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Begeisterte Lobeshymnen auf der einen, nicht enden wollende Hasstiraden auf der anderen Seite: Kaum ein anderer Songcontest-Teilnehmer hat das Publikum derart gespalten wie Conchita Wurst. Dabei ist der bärtige Travestie-Künstler nicht der erste hermaphroditische Österreich-Export, der für internationale Furore gesorgt hat.

Bereits im Jahr 1932 verursachte der amerikanische Kult-Horrorfilm "Freaks“ einen weltweiten Skandal. Im Ensemble einer illustren Zirkusgesellschaft wirkte die österreichische Schauspielerin Josephine Joseph mit, die tatsächlich behauptete, zur einen Hälfte Frau, zur anderen Mann zu sein.

Das Kostüm entlang der Körperlängsachse sorgsam geteilt, stimmt sie unter den missgebildeten Gästen der Hochzeit eines Kleinwüchsigen mit einer schönen Trapezkünstlerin den mittlerweile legendären Gesang an: "Wir akzeptieren sie, eine von uns!“

Das Kinopublikum hingegen teilte sich damals wie heute in zwei Lager: Die echauffierten Konservativen, sowie jene, die wiederum die Intoleranz beklagten. Verstört verließen viele den Vorführungssaal, in vielen Ländern wurde der Film verboten - in manchen amerikanischen Bundesstaaten ist dieses Verbot sogar noch aufrecht.

Schon damals attestierten Filmkritiker, dass der Film seiner Zeit eben voraus sei. Aber offensichtlich ist das Thema bis heute noch nicht ganz aufgearbeitet.

Tina Goebel