Gesellschaft

Kabarettistin Malarina: „Ich verehre die Balkanfrau“

Die Kabarettistin Malarina lässt ihre serbische Kunstfigur in ihrem neuen Programm „Trophäenraub“ von der FPÖ ins ÖVP-Lager schwenken. Ein Gespräch über Queerness, Balkanklischees und Online-Dating im Zillertal.

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Malarinas serbische Kunstfigur will nach Hietzing. In ein Haus, und zwar ein eigenes. Um jeden Preis. Aber ihren Berechnungen zufolge kann sie diesen Traum aus eigener Kraft niemals verwirklichen. Selbst wenn sie schon im Alter von 16 Jahren zu sparen begonnen hätte. Also Lagerschwenk: von der FPÖ zur ÖVP, dort fühlt sie sich von nun an besser aufgehoben. Denn sie braucht einen reichen Konservativen, der sich mit einer Trophäenfrau aus dem Balkan schmücken will und dessen Erbe sie in absehbarer Zeit antreten kann. Denn dass man keine Erbschaftssteuer zahlen müsse, habe sie auch erst kürzlich gecheckt.

Nein, keine Angst, ihr zweites Solo „Trophäenraub“ (Premiere: 7. März im Wiener Stadtsaal) sei kein klassisches Polit-Programm, erzählt Marina Lacković im Interview, „dafür ist Österreich viel zu instabil“. Außerdem: Ist irgendeiner von diesen Typen „die Aufmerksamkeit wert“, sich länger mit ihm zu beschäftigen? Babler, Kickl, Stocker, hallo? Sich über Kickls Körpergröße, in die sich einige Satiriker verbeißen, lustig zu machen, sei in etwa so originell, wie sich die abstehenden Ohren des Sebastian Kurz als Gag vorzunehmen: „Bodyshaming mach ich einfach nicht.“

Auf ihrem Facebook-Profil feuert Malarina aber doch regelmäßig Kommentare zur Lage der Nation ab: „Kann jetzt bitte jemand einmal eine Regierung bilden? Es warat wegen der Demokratie!“ oder „Wer hätte gedacht, dass in Österreich einmal Schwarz-Rot koaliert und alle sagen: GOTT SEI DANK!“

Seit ihrem ersten Solo „Serben sterben langsam“ (2020) etablierte sich die Tirolerin mit serbischen Wurzeln Marina Lacković unter ihrem Künstlernamen „Malarina“ als Fixgröße einer neuen Comedy-Generation, der u. a. „Toxische Pommes“,

Lisa Eckhart, Christoph Fitz oder Benedikt Mitmannsgruber angehören. Die geschlechtsspezifische Unterscheidung  in „neue”  weibliche und männliche Comedians findet sie erfrischenderweise nicht mehr zeitgemäß. Den Terminus „Alter,weißer Mann” benutzte sie als eine Symbolbezeichnung für jenen Typus Mensch, der Privilegien besitzt und sie entsprechend missbraucht. Davor gab es für diese Kategorie keine griffige Definition.  Typen wie Mario Barth  fallen in diese Species. Und tatsächlich muss man sich fragen, was es mit der viel diskutierten „Cancelculture” auf sich hat, wenn Typen wie der deutsch-kanadische Luke Mockridge nach wie vor auftreten. Mockridge verstörte sein Publikum durch den „völligen Verlust des moralischen Kompasses”, wie der „Stern” schrieb, indem er sich u. a. über Teilnehmer von den Paraolympics lustig machte. „Und jemand, der heute noch ein Rammstein-Tshirt trägt, kann heute nicht genug gesellschaftliche Ächtung erfahren”, empört sie sich.

Angelika Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort