Karikatur

Karikaturist Pammesberger: „Ich schreck‘ beim Zeichnen vor nix zurück“

Michael Pammesberger entlarvt in seinen Cartoons seit Jahrzehnten die Auswüchse von Dummheit, Politik und Religion. Das Karikaturmuseum Krems widmet ihm eine Personale.

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Auf dem Planeten Pammesberger herrscht fideler Rummel. Sternschnuppen und Schwarze Löcher kreisen, Hunde kläffen und Dinosaurier schnauben, Frau und Herr Jedermann glotzen vor sich hin, umrankt von Spiegeleiern, Schwimmringen, Salamandern und Sonnenschirmen. Mittendrin, als Hüter des fröhlichen Durcheinanders, thront ein Strichmännchen an einem Schreibtisch, Rauschebart und Glupschaugen, mit Feder und Tusche am Werk. Ein Zeichenzirkusdirektor auf einem Tummelplatz gehobenen, bisweilen gern auch tiefer gelegten Humors. Gut und gern angriffig, nie plump, dafür handwerklich brillant, frech und goschert, ein fröhliches Austeilen nach allen Seiten.

Michael Pammesberger hat beim Treffen nahe der Wiener Innenstadt, wo er seit einiger Zeit lebt und arbeitet, nur sehr vage Ähnlichkeit mit jenem Comic-Pammesberger auf dem Cover von „Planet Pammesberger“, dem offiziellen Begleitbuch der gleichnamigen, kürzlich eröffneten Ausstellung im Karikaturmuseum Krems. Pammesberger, 59, ist ein großer, gerader Mann mit Fünf-Tages-Bart und Tuscheflecken an den Fingern, den etwas einnehmend Brummbäriges umweht. Wie hingemalt sieht er an diesem Montagnachmittag jedenfalls nicht aus.

Mehr als 200 Zeichnungen aus drei Jahrzehnten sind in Krems zu sehen, ein Karikatur-Querschnitt als Zeitgeschichte im Bild, mit etlichen nahezu vergessenen und vielen gegenwärtigen Polit-Darstellerinnen und -Darstellern auf großen, DIN-A4-kleinen Bühnen. Gezeichnet hat Pammesberger schon immer. Als Kind Ritter und Autos, als Jusstudent für Unizeitungen und in Vorlesungsmanuskripte. 1992 begann er als Karikaturist bei den „Oberösterreichischen Nachrichten“, seit 1997 erscheinen seine Cartoons täglich im „Kurier“. Es soll nicht wenige Leserinnen und Leser des „Kurier“ geben, die bei Pammesbergers alljährlichem Urlaubsantritt mittelschwere Entzugserscheinungen entwickeln. Mit den Jahren hat sich Pammesberger im „Kurier“ den fabelhaften Ruf einer Primadonna erarbeitet. Wehe dem, der es wagt, dem Kollegen P. ein Thema vorzuschlagen: „Ich hätte da eine Idee für eine Zeichnung.“ Man macht das nur ein Mal. Zögerlich auch die Anfragen aus der Redaktion, ob Pammesberger den aufgespürten Rechtschreibfehler in der Unterzeile einer Zeichnung absichtlich als Witz intendiert habe – oder ob ihm die Fehlleistung unabsichtlich passiert sei. Auf dem Stern P. herrscht ein so freundlicher wie gestrenger Gebieter.

Wolfgang Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.