Kubikov

Kubikov: Eine späte Erkenntnis über Trump

Eine Selbstgesprächstherapie.

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Wochenlang hat Kubikov geschwiegen. Kein Wort über die Weltpersonalie Nummer eins. Auf Nachfragen, gleich welcher Insistenz, reagierte er ausweichend oder gar nicht. Ausgerechnet er, der für sein Leben gern hochtrabende Reden über alle nur denkbaren Ereignisse schwingt - und zwar lange bevor sie eintreten. Im Reisepass wollte er als Beruf "Meinungsmonster“ verzeichnet haben, was man ihm zu seinem lautstarken Missfallen aber nicht durchgehen ließ. Dann, ohne jeden erkennbaren Anlass, passiert etwas einigermaßen Verstörendes: Kubikov schiebt den Wermut zur Seite, holt tief Luft und murmelt schließlich: Trump ist ein Vollidiot! - Für diese atemberaubend originelle Erkenntnis hast du so lange gebraucht?, sage ich mit jener eisigen Herablassung, die sonst Kubikov vorbehalten ist. - Er fixiert mich verächtlich: Im Unterschied zu dir fälle ich meine Urteile streng analytisch und nicht aus dem Bauch heraus. Ich habe immer an das Spielerische im Menschen geglaubt, das Listige und Verschlagene. Deshalb dachte ich auch, dass Trump irgendwann Arm in Arm mit Alec Baldwin in "Saturday Night Live“ auftreten und sich über all die rechtschaffen Entgeisterten abhauen würde, die ihn die ganze Zeit ernst genommen haben. Aber diese Pointe gönnt er uns nicht. Für so viel Humor fehlt ihm nämlich die Intelligenz. - Die Frage ist doch eher, was uns das über deine Intelligenz verrät, sage ich und bedaure es im selben Moment, denn der Wermut, den Kubikov vorher stehen ließ, landet nun ansatzlos in meinem Gesicht.

Dieser Artikel stammt aus dem profil Nr. 11 vom 13.3.2017. Das aktuelle profil können Sie im Handel oder als E-Paper erwerben.

Sven   Gächter

Sven Gächter