Kubikov

Kubikov: Dunkle Geheimnisse

Eine Selbstgesprächstherapie.

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Jeder Mensch hat ein dunkles Geheimnis, sagt Kubikov und fixiert mich misstrauisch, so als hätte ich - ausgerechnet ich! - etwas zu verbergen. Ich erwidere seinen aufsässigen Blick, in der Erwartung delikater, ja ungeheuerlicher Bekenntnisse. Kubikov fingert verlegen an seinem Wermutglas herum. Nach einem großzügigen Schluck ist er schließlich so weit. Manchmal, sagt er mit brüchiger Stimme, tut es gut, sich unerschrocken seinen Dämonen zu stellen. Eine Zeit lang - ganz kurz aber nur! - fand ich Elton John fast ein wenig cool. Es war Mitte der Achtzigerjahre, als er in einem Akt grenzenloser Selbstverleugnung heiratete, und zwar eine deutsche Tontechnikerin! Ich dachte, wie viel unnütze Kraft muss der arme Mann aufbringen, um ernsthaft zu glauben, die Welt und sich selbst mit diesem fadenscheinigen Heteromanöver täuschen zu können? Das forderte mir einen gewissen Respekt ab - wenn auch nicht ganz so viel wie vor der tollkühnen Frau, die sich die vier Jahre bis zur absehbaren Scheidung wahrscheinlich pausenlos totgelacht hat. Jetzt ist er 70, seit Ewigkeiten glücklich mit seinem David liiert und reif für ein Geburtstagsständchen von Lady Gaga. Na ja, besser als Jazz Gitti - oder Alfons Haider. Es gab übrigens eine Zeit, da fand ich auch Alfons Haider fast ein wenig cool. Ganz kurz aber nur. - Kubikov verfällt in ungewohnt melancholisches Schweigen, und ich könnte schwören, dass er gerade die ersten Takte von "Candle in the Wind“ vor sich hin summt, was er natürlich vehement bestreiten würde.

Sven   Gächter

Sven Gächter