"Laptop light": Bildungsoffensive von Microsoft und Google
Ein bisschen Netflix schauen und hier und da mal einen Blick auf Facebook wagen - die meisten Nutzer brauchen keine leistungsstarken Rechner, besitzen aber doch oft akkufressende kiloschwere Notebooks. Dabei gibt es längst günstige Alternativen, die viel leichter, praktischer und sogar sicherer sind.
Bildungseinrichtungen als Zielgruppe
Zu Beginn des Jahr stellte Microsoft das neue Betriebssystem Windows 10 S vor. Es handelt sich dabei um eine kompakte Version des aktuellen Windows 10. Anwendung soll es vor allem im Bildungsbereich finden, denn durch die geringeren Hardwareanforderungen läuft es auch auf relativ schlecht ausgestatteten und dadurch günstigen Rechnern flüssig. Ähnliche Vorteile bietet das browserbasierte Chrome OS von Google, das sich zuletzt besonders im amerikanischen Bildungsmarkt besser zu etablieren scheint. Die Unterschiede zwischen den beiden Betriebssystemen sind trotz ähnlicher Zielgruppe nicht zu unterschätzen.
Laut Angaben des Österreichischen Bildungsministeriums ist die Entscheidung für das Betriebssystem der angedachten Gratislaptops und Tablets an Schulen jedenfalls noch nicht gefallen. Es könnte also durchaus eines der beiden folgenden Systeme in Frage kommen.
Chrome OS - Der Browser als Basis
Die meisten Internetnutzer kennen Google Chrome wohl eher als Internetbrowser. Laut Angaben der Österreichischen Web Analyse (ÖWA) ist er immerhin der mit weitem Abstand meistgenutzte Browser hierzulande. Etwas unbekannter dürfte hingegen das gleichnamige Betriebssystem Chrome OS sein. Dahinter verbirgt sich eine im Grunde genommen sehr fortschrittliche Idee. Wer ein Chromebook startet, so heißen die Notebooks mit Chrome OS, der startet im Prinzip nur den Google-Browser. Das beschleunigt den Bootprozess des Computers nicht nur ungemein, sondern verringert den Ressourcenverbrauch erheblich. Dadurch läuft Chrome OS auch auf sehr schlecht ausgerüsteten oder veralteten Geräten. Das senkt nicht nur den Stromverbrauch, sondern auch den Anschaffungspreis. Chromebooks gibt es deshalb schon für unter 200 Euro zu kaufen. Das abgespeckte Betriebssystem schränkt andererseits aber die Nutzungsmöglichkeiten ein, zumindest für all jene, die es gewohnt sind Windows und Mac OS für mehr als Netflix und kleinere Bürotätigkeiten nutzen.
Programme werden von Großrechnern gestreamt
Trotzdem gibt es eine Reihe von möglichen Szenarien, bei denen ein Chromebook durchaus Sinn macht. Im Bildungsbereich zum Beispiel. Als Alternative zu Microsoft Office dienen hier Google Docs und Co, die im Browser genutzt werden können und in Verbindung mit dem inkludierten Cloud-Speicherplatz von Google gut als Office-Ersatz funktionieren. Allerdings können die “Originale” von Microsoft ebenfalls kostenlos über den Browser verwendet werden. Auch Programme wie Photoshop von Adobe sollen künftig gestreamt werden können. Das heißt, das Programm selbst läuft auf einem Großrechner, kann aber von Abonnenten über einen Zugang im Browser verwendet werden. Der Vorteil dabei ist eindeutig: Man braucht nicht länger die neueste und leistungsstärkste Hardware im Gerät selbst verbaut zu haben, um aufwändigere Anwendungen nutzen zu können. Seit kurzem ist außerdem der Google Playstore in Chrome OS enthalten, was die Möglichkeiten für Nutzer durch die große Anzahl an Apps deutlich erhöht. Neben billigen Chromebook-Modellen wurden zuletzt immer wieder Premium-Geräte, wie etwa das Samsung Chromebook Pro oder das Pixelbook von Google vorgestellt.
Windows 10 S - Lightversion als Chrome OS Konkurrenz
Wer mit dem aktuellen Betriebssystem von Microsoft vertraut ist, der wird sich auch auf der Oberfläche von Windows 10 S sehr gut zurechtfinden. Optisch sehen beide Versionen ident aus und auch in der Bedienung hat sich kaum etwas geändert. Der große Unterschied bei Windows 10 S ist, dass man nur Programme aus den Windows Store verwenden kann. Heruntergeladene “.exe”-Anwendungen können also nicht installiert werden. Das soll vor allem die Sicherheit verbessern. Als Browser kann ausschließlich Microsofts Edge verwendet werden und unveränderbare Standardsuchmaschine ist Bing.
Volle Kontrolle für Lehrpersonal
Diese Abstriche könnten für den Bildungsmarkt aber deutliche Vorteile bringen. So läuft Windows 10 S wie auch Chrome OS auf “schwächeren” Rechnern solide, was den Anschaffungspreis verringert, und durch die Beschränkung auf den Windows Store können Spiele-Plattformen wie Steam und Origin nicht gestartet werden, was wohl einen möglichen Ablenkungsfaktor im Unterricht mit Notebooks im Vorhinein ausschließt. Generell setzt Microsoft mit dem “Betriebssystem light” wie auch Google auf die eigene Cloud. Interessantes Feature für den Unterricht mit Windows 10 S: Mithilfe von Microsoft Intune kann ein Lehrer beispielsweise festlegen welche Apps von den Schülern installiert werden können oder welche Funktionen sich an den Geräten überhaupt nutzen lassen.
Neben den Verwendungszweck im Bildungsbereich könnten Notebooks mit Chrome OS oder WIndows 10 S auch für Computer-Neulinge interessant sein. Die wichtigsten Funktionen sind vorhanden, die Sicherheit ist erhöht und der Anschaffungspreis ist relativ niedrig.