Liebe modern: Vier Perspektiven auf Sex, Tinder, Feminismus
Sollte sie das Liebesverhalten ihrer Generation beschreiben, benutzte eine Studentin folgendes Bild: „Ich fühle mich wie viele andere auch wie vor einem Supermarktregal mit 280 Yoghurtvariationen, vor lauter Möglichkeiten fühle ich mich nur mehr überfordert. Und kann mich gar nicht mehr auf einen Menschen konzentrieren. Unsere Generation leidet an Liebes-ADHS. Wir haben noch immer nicht kapiert, dass Beziehungen kein Smartphone sind.“
Für die Generation Z sind die Partnerbeschaffungs-App Tinder und deren Derivate längst zur Alltagskultur geworden, die Methode ist so herz- wie schmerzlos: Schnelles Scanning des Angebots im Smartphone, ein Herzchen-Klick, und schon eröffnen sich Dutzende Möglichkeiten für „casual sex“, so der Terminus für unkomplizierten Sex ohne Verpflichtungen, innerhalb eines eingrenzbaren Kilometerradius. Die israelische Soziologin Eva Illouz bezeichnet das Wisch-und-Weg-Verhalten als „emotionalen Kapitalismus“.
Die Tinder-Touristen befinden sich oft in einem Zustand von Dauernervosität, weil die Angebotslage nach einer Entscheidung zwei Wischbewegungen weiter noch besser und sexier sein könnte. „Der Stress, dem sich junge Menschen bei ihren Selbstinszenierungen auf sozialen Medien ausliefern“, so JJ Bola, Brite kongolesischer Abstammung und Autor von „Sei kein Mann“, eines Pamphlets gegen toxische Männlichkeit, „ist zerstörerisch“. Besonders junge Männer leiden „unter den Klischees vom muskelbepackten Superhelden, mit denen sie noch immer von der Popkultur und Hollywood ständig gefüttert werden und denen sie nicht entsprechen können“. Bola, auch Sozialarbeiter im rauen Norden Londons, ist ein Autor, mit dem profil über den Status quo gesprochen hat, was Beziehung, Sex, Selbstverständnis und Genderfragen der Generation Z (Geburtenjahrgänge 1997 bis 2010) und der Millennials (auch Generation Y, geboren zwischen 1980 und 1996) betrifft.
Um die unterschiedlichen Facetten weiblicher Perspektiven zu dokumentieren, baten wir die deutsche Sex-Erkunderin Katja Lewina, die deutsche Patriarchatstheoretikerin Rebekka Endler und die Wiener Influencerin Christl Clear, deren Ansichten zu Feminismus und sexueller Befriedigung über 38.000 Fans folgen, zu Interviews.
Lesen Sie jetzt weiter:
Die ganze Geschichte und die Quintessenz dieser Gespräche finden Sie in der profil-Ausgabe 40/2021 - hier als E-Paper.
Sie haben noch kein Abo? Testen Sie profil 4 Wochen kostenlos.