Karikaturist Manfred Deix gestorben (1949-2016)
Seine Zeichnungen bestachen nicht nur optisch, sondern vor allem durch ihren tiefgehenden, gesellschaftskritischen Biss: Mit Manfred Deix verliert Österreich seinen wohl prominentesten politischen Zeichner. Der gebürtige St. Pöltner ist am vergangenen Samstag im Alter von 67 Jahren verstorben. Zeit seines Lebens sorgte er mit seinen Bildern für Lacher, Aufregung und mitunter Stirnrunzeln.
Geboren wurde Manfred Deix am 22. Februar 1949 in St. Pölten. Bereits als Kind zeichnete er gerne und viel, was sich alsbald in einer früh eingeschlagenen Karriere manifestieren sollte. So konnte er sich bereits als Elfjähriger über einen wöchentlichen Comic-Strip in der "Niederösterreichischen Kirchenzeitung" freuen. Die fachliche Kompetenz erwarb er sich ab 1965 an der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, wo er etwa auf den späteren Roncalli-Gründer Bernhard Paul sowie die Maler Josef Bramer und Gottfried Helnwein traf. 1968 inskribierte er an der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz.
Erste Veröffentlichungen seiner markanten Zeichnungen gab es ab 1972 in Magazinen wie "profil", "trend", später auch im "stern", "Spiegel", "pardon" und anderen. Seine gezeichneten und gemalten Zeitkommentare und Titelblätter machten ihn beim breiten Publikum populär, seine Verspätungen bei Abgabeterminen bei den Herausgebern berüchtigt. Vor allem aber galt es ihm, die Untiefen der österreichischen Seele in all ihren Facetten auszuloten, was nicht zuletzt dazu führte, dass die von ihm dargestellten Typen als "Deix-Figuren" geradezu sprichwörtliche Bedeutung gewannen und sogar in den Duden aufgenommen wurden.
Sein erster Sammelband unter dem schlichten Titel "Cartoons" erschien 1980 in Buchform - bis heute sollten zahlreiche weitere folgen, darunter "Der dicke Deix", "Der goldene Deix" "Dichter Deix", "Der heilige Deix" und "Für immer Deix!". Dabei stets vorhanden: die Signatur mit einer Königskrone anstelle eines i-Punktes. Und für seine Leser ebenso schnell ersichtlich wurde seine Leidenschaft für Katzen oder die Verehrung der US-Band Beach Boys, was beides immer wieder zeichnerischen Ausdruck fand. Bei einer Reise in die USA Mitte der 80er traf Deix schließlich nicht nur seine musikalischen Helden, sondern heiratete auch seine langjährige Lebensgefährtin Marietta.
Wie weit seine Interessen reichten, belegten auch Entwürfe für diverse Bühnenausstattungen oder Kostüme - darunter Produktionen wie "Arturo Ui" am Burgtheater und "Kehraus um St. Stephan" an der Staatsoper. Und um ein direktes Wort war Deix nie verlegen. "Man hat mir oft Geschmacklosigkeit und Brutalhumor vorgeworfen. Wer denn, wenn nicht Satiriker, soll die Dinge beim Namen nennen", hatte er in einem seiner vielen Interviews festgehalten. Auch nach den Anschlägen auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" im Jänner 2015 positionierte er sich deutlich: "Diese Terroristen glauben, sie können ein Loch in die Community reißen, aber das wird ihnen nicht gelingen." Denn letztlich sei die Aufgabe von Satire klar: "Sie darf alles und muss alles, was mit der Moral des Zeichners zusammengeht. Man darf den eigenen Mut aber nicht überlisten und nicht brandgefährlich werden."
Ein Zuhause fanden seine unzähligen Werke schließlich im niederösterreichischen Krems, wo das Karikaturmuseum seit seiner Eröffnung 2001 eine umfangreiche Dauerausstellung zeigt. Zuletzt war es ruhiger geworden um Deix, der etwa Ende 2014 nach einem Zusammenbruch einige Zeit im Spital verbrachte und eine Buchpräsentation verschieben musste. 2015 erschienen schließlich "Neue Zeichnungen" sowie sein achtzehntes Buch "Tierwelt. Katzen & Co".
Nun ist der große österreichische Zeichner und Karikaturist verstorben. Damit erlebt er, der sich selbst gerne als "Harmoniejunkie" bezeichnet hat, auch nicht mehr die Fertigstellung eines Animationsfilms über sich selbst: Nach einem Drehbuch von Rupert Henning wird seit einigen Jahren an "Rotzbub" gearbeitet, laut Ankündigung eine Coming-of-Age-Geschichte eines Schankburschen vom Land. Derzeit wird ein Kinostart im Herbst 2018 anvisiert.
In einem Nachruf würdigte das Karikaturmuseum Deix, dessen Arbeiten nicht nur längst Kunstwerke seien, sondern "Klassiker der österreichischen Karikatur und stilbildend für viele Kollegen". Museumsdirektor Gottfried Gusenbauer hielt fest: "Es gab und gibt viele Tabus und unangenehme Wahrheiten, die man nicht ansprechen durfte oder konnte, hier hat uns Deix mit seinen Bildern die Augen geöffnet." Zu den zahlreichen Auszeichnungen von Deix gehören u.a. das Goldene Verdienstzeichen der Stadt Wien, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich sowie der Österreichischen Kabarettpreis (Kategorie Sonderpreis).